Kapitel VII: Und Jetzt geht´s ab

 

 

Das Frühjahr stand ins Haus. Alles lief wieder seinen gewohnten Gang. Ich war noch immer in die (wen schon?) Steffi verliebt, der Basti träumte noch immer von seiner Judith und in der Schule war ich wie immer sehr gut. Ihr seht, alles wie gehabt. Oder vielleicht doch nicht? Ich lebte so vor mich hin, und die Liebe zu finden, das war mein Sinn. Ob ich sie gefunden hatte, kann ich euch beantworten, ja. Aber ob sie jemand anders gefunden hatte, weiß ich bis heute nicht. Es wird wohl so gegen Mitte April gewesen sein, als sich etwas ereignete, was mich für Wochen in einen Glückszustand versetzen sollte. Jetzt kommt´s: Der Basti und ich, brachten die Steffi und Cornelia so weit, daß sie sich mit uns verabredeten. Cornelia, wer ist denn das? Sie ist eine von Steffis besten Freundinnen. Sie geht auch mit uns in die Klasse. Ja, wo ist denn die Judith? Sie hatte an diesem Nachmittag keine Zeit. Nun, mir konnt’s egal sein. Ganz ehrlich, war es mir auch, denn die Person auf die es ankam, war da. Meine Eltern waren nicht da, sie fuhren zu Bekannten, oh Freude, ich war allein daheim. Harry allein zu Haus.

Irgendwann in der Früh stand ich auf und begann das Haus auf Vordermann zu bringen. Ich fing im Bad an, arbeitete mich ins Wohnzimmer vor, bis ich schließlich im Keller angelangt war. Ich machte sogar meine Plastikflugzeugträger sauber, die in meinem Zimmer stehen. Jeder der Plastikmodelle baut, weiß, wieviel Staub sich im Laufe der Zeit an diesen Dingern absetzt. Es war circa 13 Uhr, als ich zum Sebastian aufbrach. Bei ihm redete ich noch über den, hoffentlich guten, Verlauf des Nachmittags. Ich war an diesem Nachmittag recht nervös, wenn ich dran denke, was da alles schieflaufen hätte können. So gegen dreiviertel Zwei war es dann soweit. Wir machten uns auf den Weg zur Steffi und Cornelia. Für die kurze Strecke brauchten wir etwa eine viertel Stunde, da wir ziemlich starken Gegenwind hatten. Aufgeregt wie kein Zweiter auf dieser Welt, drückte ich den Klingelknopf. Da war sie nun, außerhalb der Schule gefiel sie mir noch besser, als in der Schule. Mit einem freundlichen "Hallo, wie geht´s?" begrüßte sie uns zwei. Ich war so aufgeregt, daß ich fast kein Wort mehr herausbrachte. Aber auch diese Phase verflog mit der Zeit. Wir holten dann zu viert die Cornelia ab, die ein Haus weiter wohnte. Zu viert? Wer war denn noch dabei? Mein späterer Freund Florian. Wie abgemacht, begaben wir uns auf den Weg zum Basti. Auf dem Weg zu ihm blamierte ich mich mal wieder, weil ich es nicht schaffte, das Fahrrad von der Steffi aufzupumpen. Kraft hatte ich nie, und werde sie nie haben. Im Armdrücken ist es schon ein peinliches Gefühl gegen Mädchen zu verlieren. Nach einem kurzen Abstecher beim Basti ging es dann endlich auch zu mir. "Ob ihr wohl mein Haus gefällt?", "Ist auch alles aufgeräumt?", waren wohl die Fragen, die mir so durch den Kopf gingen. Der Nachmittag verlief fast ohne Zwischenfälle. Ich zeigt ganz stolz meine Stereoanlage, meinen Fernseher und meinen C64 her. Eine Musik die Allen gefiel war auch bald gefunden.

Es wird wohl so gegen 4 Uhr gewesen sein, als der Flo nach Hause mußte, da er einen Pc bekam. Das Schöne an der ganzen Sache war, daß die Mädchen noch hier bleiben wollten und auch durften. Doch das Leben wäre nicht schön, wenn nicht ständig etwas schiefgehen würde. Ich war leider so schlau gewesen und hatte im Keller mit Seifenblasen gespielt. Danach wollte die Steffi einen Spezi. Ich schenkte ihr einen ein. Da dieser nicht kalt genug war gab ich ihr einen Eiswürfel, den ich mit den Fingern aus der Form holte. Ich vergaß allerdings mir die Hände zu waschen. Deshalb schmeckte ihr Spezi ein wenig nach Seifenlauge. Zwei Stunden später wollten wir eigentlich die Mädchen nach Hause fahren, wie gesagt, wollten. In meiner Eigenschaft als Glückspilz, konnte es gar nicht anders sein, als daß in dem Moment, wo wir von mir aus losfahren wollten, der Regen über uns herein brach. Wir beschlossen bei mir zu warten, bis der Regen aufhörte. Eine Stunde verging und ich wurde immer nervöser, denn ich wußte nicht, wann meine Eltern gedachten wieder nach Hause zu kommen. Heute würde ich mir nichts mehr dabei denken, aber damals.

Eine Frage an euch, kennt ihr auch diese neugierigen Eltern, die immer alles wissen wollen. Ständig haben sie Angst sie könnten irgend etwas nicht mitbekommen haben. Ich hatte damals ganz schön schiß, denn wenn meine Eltern nach Hause gekommen wären, hätte ich sämtliche Fragen von ihnen beantworten müssen. So zum Beispiel: "Welche von denen gefällt Dir jetzt?" oder "Mein Sohn hat eine kleine Liebschaft!". Ich kann euch nur sagen: Eltern sind schon eine geniale Einrichtung von Mutternatur. Sie sind immer da wenn man sie braucht. Man kann mit ihnen über alles reden. Über schulische Probleme, über Noten und , äh, ich glaube das war’s schon. Man kann mit ihnen keinesfalls über Mädchen oder Jungen (hat nicht’s mit meinen Vorlieben zu tun, eher damit daß unter Umständen auch Mädchen dieses buch lesen) reden. Sie stammen in dieser Beziehung aus einer anderen Zeit bzw. Welt. Ich kann dazu nur soviel sagen: "Vor langer Zeit, in einer weit, weit entfernten Galaxis...".

An diesem Tag schien mir mein Glück aber hold zu sein. Es hörte auf zu regnen und wir brachten die zwei nach Hause. Nach geraumer Zeit lieferten wir sie wohlbehalten daheim ab. Auf der Fahrt dorthin blies uns damals ein starker Wind entgegen, der mich aber wenig störte, da ich mich am Gepäckträger von Steffis Rad einhielt, und mich ziehen ließ. Geteilter Gegenwind ist für einen halt gar kein Wind. Auf dem Weg zurück zu mir hätte ich Bäume ausreißen können, so gefreut hatte ich mich schon lange nicht mehr. Dieses Gefühl war wie Weihnachten, Ferien und ein Einser in Mathe gleichzeitig. Ich war so happy, daß ich auf dem Fahrrad nichts anderes sagen konnte außer: "Oh Mann, oh Mann.". Normalerweise bin ich kein Typ dem es leicht die Sprache verschlägt, aber in diesem Fall war es ausnahmsweise einmal so. Um Acht lief dann auch noch "Das Geheimnis meines Erfolgs" in Fernsehen. Wer den Film von euch kennt, weiß das mittendrin einmal das Lied "Oh Yeah" von der Gruppe "Yello" kommt. Diese Lied war der krönende Abschluß eines durch und durch erfolgreichen Tages. Erst gute eineinhalb Stunden später kamen meine Eltern wieder nach Hause. Auf sie hätte ich getrost verzichten können, aber es bleibt einem halt nichts erspart. Auf die Frage meines Vaters hin: "War was?" antwortete ich nur: "Nein, ich war nur beim Basti.". Ich hatte gar nicht gewußt, wie sehr ich lügen konnte. In der Nacht konnte ich lange nicht schlafen, ich mußte immerzu an die Steffi denken. Es war einfach zu schön um wahr zu sein. Sie war bei mir gewesen, es war unfaßbar, es war märchenhaft. Aber auch die schönsten Tage gehen einmal zu Ende, leider auch dieser.

Am Montagmorgen in der Schule pünktlich um 8 Uhr, begann der Religionsunterricht. Ich hörte wie die Steffi zur Judith sagte: "Am Samstag war ich beim Harry." Worauf die Judith nur fragte: "Beim Heckl?" und höllisch zu lachen begann. He, fragt mich bloß nicht warum sie zu lachen begann, ich würde sagen typisch Judith. Jeder der sie kennt, wird mir beipflichten. Die nächsten Wochen verliefen zwar ohne jede sondere Zuneigung von Seiten unserer Angesponnenen, aber irgendwie fühlte ich mich verdammt wohl in meiner Haut, was im Moment leider nicht der Fall ist.

Das Leben wäre kein solches, wenn es nicht auch von Niederschlägen gekennzeichnet wäre. Ich sag’ nur: "Unterstufenball". Eine weitere herbe Enttäuschung auf meinem Weg ins Grab. Klingt vielleicht etwas übertrieben, ist aber so. Also Rußiger Freitag war’s, der Unterstufenball begann kurz nach Unterrichtsschluß. Wie immer ging ich voller Erwartungen von Zuhause weg, so auch in diesen, meinen ersten, Unterstufenball. Es war der Erste und auch gleichzeitig mein letzter. Alles fing wie gewohnt an: ich war da wo sie war. Leider verhielt ich mich auch wie immer, allerdings etwas stärker als sonst. In der Pausenhalle lagen Schultaschen am Boden. Es wurde gerade "You could be mine" gespielt und ich nahm Anlauf und hechtete in die am Boden liegenden Schultaschen. Als ich in den Schultaschen landete krachte es unter mir, und ein Fünftklassler fing das Schreien an, weil ich seine Schultasche plattgewalzt hatte. Einer der peinlichsten Auftritte meiner Karriere. Auf diesem Unterstufenball war auch ein gewisser Gerhard anwesend. Seit diesem Nachmittag hasse ich den Kerl. Warum? Ganz einfach. Er verbrachte den Nachmittag mit der Steffi. Er baggerte sie an, zumindest aus meiner Perspektive, auch wenn er es ein paar Tage später vor meinen Freunden verleugnete. Er hielt sie im Arm, was bei mir seit dem Schilager Alpträume verursacht. Ich weiß nicht wieso ich Alpträume bekam, vielleicht wißt ihr es ja. Dieser Nachmittag war mal wieder eine herbe Niederlage, aber das Leben geht weiter, es muß weiter gehen, denn es kommen ganz bestimmt auch wieder bessere Zeiten, auch wenn es im Moment, in der Gegenwart, gar nicht danach aussieht.

Die Wochen zogen ins Land, es wurde schön langsam immer wärmer und wärmer. Kurz vor Pfingsten, wenn ich mich nicht irre, wurde damals die Landesgartenschau eröffnet. Es war Freitag, sechste Stunde, Physik: Magnetismus. Der Basti und ich hockten wie immer, gelangweilt vom Physikunterricht, in der Schule. Der Basti plauderte mit der Judith, die mit der Steffi eine Bank hinter uns saß. Ich hörte mehr oder weniger ihrem Gespräch zu, da ich gerade zum Fenster hinausschaute und stark am überlegen war, ob ich zum Modellfliegen gehen sollte, als eine bombastische Nachricht mein Ohr zu erreichen schien. "Geht ihr mit uns am Sonntag auf die Landesgartenschau?". War das wahr? Konnte es wahr sein? Hatte ich eben richtig gehört? Wir - mit denen - alleine - auf die Landesgartenschau? Ich schien zu träumen, aber es war wahr. Ein weiterer Punkt an dem ich gerne gewußt hätte, wie es um uns steht, aber sowas kann genaugenommen nur was Gutes bedeuten. Der Freitagabend verlief folgendermaßen: ich fuhr zum Sebastian und wir redeten über den Sonntag. Wir liefen über den Golfplatz, setzten uns auf eine Bank und ratschten über das uns bevorstehende Ereignis. Wir fühlten uns wie Könige kurz nach der Krönung im Spiegelsaal von Versailles. Es war eine schöne Zeit damals. Ich machte mir voll Hoffnungen auf meine Steffi. Am Samstag besuchte ich den Florian, ja richtig, der mit dem ich den Psychoabend im Schilager hatte. Begeistert erzählte ich ihm alles, was ich bislang wußte. Er schien sich für mich mitzufreuen. Auf dem Rückweg mußte ich meinen inneren Schweinehund überwinden und bei ihr läuten, denn ich wollte wissen, ob wegen Sonntag alles in Ordnung ging - es ging in Ordnung.

Beim Basti angekommen berichtete ich ihm natürlich sofort von dem, was die Steffi gesagt hatte. Die Tage waren lang, die Bank auf dem Golfplatz so bequem und unsere Gedanken bei unseren Freundinnen. In diesem Fall benutze ich den Ausdruck Freundin, da wir uns schon ausmalten wie schön es sein würde, wenn wir mit diesen Zwei gehen würden. In meiner Eigenschaft als Glückspilz, Gottheit, Streber, Autor, Freund von technischen Neuerungen und selbstverständlich auch als Versager, radelte ich so gegen 9 Uhr vom Basti nach Hause. Ich fuhr schnell, da ich mich nicht verspäten wollte. Nun, leider etwas zu schnell. Ich verlangte "Merit", mein Drahtesel stolperte und ich viel Kopfüber in den brennenden "Stuiveysant". In Echt machte der Weg eine scharfe Kurve und ich fiel mit meinem Fahrrad zu Boden, da es ein Kiesweg war. Jeder der schon einmal auf einem Kiesweg einen Unfall gebaut hat, weiß wie schön man sich dabei verletzen kann. Ich holte mir eine große blutende Wunde am linken Knie. Als ich versuchte am nächsten Morgen zu laufen, tat es höllisch weh. Ich konnte kaum auftreten, es mußte aber irgendwie gehen, denn wir hatten uns doch mit den Mädchen für die Landesgartenschau verabredet. Nach dem Mittagessen fuhr meine Mutter zu meiner Oma, die auch in Ingolstadt wohnt.

Omas die im selben Ort wohnen haben einen großen Vor.- aber auch einen großen Nachteil. Der Nachteil: sie kommen immer im unpassendsten Moment, reden immer darüber, wie es früher war, beschweren sich, wenn man schlecht in der Schule ist, wollen einen sonntags um acht Uhr Früh in die Kirche schleppen und vor allen Dingen wollen sie einen erziehen. Das mit der Erziehung scheint ein besonders wichtiger Punkt zu sein, denn was weiß schon eine Tochter ( die Mütter dieser Welt) mit 45 Jahren, über die Welt da draußen? Überhaupt nichts - zumindest nach Meinung der Omas. Doch auch wie fast alle Sachen, hat auch eine Oma ihre guten Seiten. Sie kann gut kochen, hat keine Ahnung von Technik und hat einen Geldbeutel, der ab und zu einmal etwas springen läßt. Wie gesagt, zur Oma ist sie gefahren.

Kaum war sie zur Tür hinaus gegangen, rief ich auch schon beim Basti an, denn er mußte mit der Steffi noch den Treffpunkt und die Uhrzeit ausmachen. Seit diese Zeit weiß ich, wie lange fünf Minuten sein können, gerade dann, wenn man auf eine wichtige Nachricht wartet. Das mit dem "warten" habe ich schon an anderer Stelle beantwortet und bedarf keiner weiteren Worte, hoffe ich zumindest. Als dann nach geschlagenen fünf Minuten das Telefon klingelte, war ich sehr erleichtert, den der Sebastian gab grünes Licht für Operation "LGS". Er beschloß schon ein wenig eher hier zu sein, weil die Steffi erst so gegen halb vier bei mir sein wollte. Kurz vor halb vier standen zwei Jugendliche in der Großen Zellgasse 93 im Bad und machten sich frisch. Ich kenn’ diese zwei leider nur flüchtig. Der Eine heißt Sebastian, der Andere heißt Harald Heckl. Einigen von euch werden die beiden Namen sicherlich ein Begriff sein. Im Bad gab es ein reinstes Chaos. Haare fönen, Zähne putzen, umziehen, nocheinmal Haare fönen, gurgeln, Kaugummi kauen, Kontrolle ob auch alles richtig sitzt und zu guter letzt zum Fenster rausschauen, wann denn die Geliebte endlich kommt. Dann war es soweit. Sie kam dahergeflitzt auf ihrem schönen Damenrad. Was heißt hier geflitzt, vielleicht doch eher gekeucht, denn es war ziemlich warm an diesem Nachmittag. Kaum sah ich sie, ging bei ihr das Lächeln an, und bei mir das Lächeln aus. Nervosität machte sich bei mir breit. Da hatte die Nervosität viel Platz, denn in der achten Klasse war ich ja noch breit.

Nach der allgemeinen Begrüßung, dem Öffnen des Garagentors um an mein Fahrrad zu kommen (wobei ich mir fast den Kopf an dem blöden Tor angehaut hätte), radelte man zu dritt in die Stadt. Wer fehlte war die Judith. Es war ausgemacht, sie gleich auf der Landesgartenschau zu treffen. Wie immer, wenn ich mit einem Mädchen rede, stellte sich das gleiche Syndrom bei mir ein. Sonst weiß ich immer etwas, über das ich reden kann, aber kaum soll ich mit einem Mädchen reden, fällt mir nichts mehr ein- so war es auch dieses mal. Also überließ ich das Reden dem Basti. Er macht seine Sache solange gut, bis wir auf der Landesgartenschau die Judith trafen. Danach war auch bei ihm Feierabend. Schön langsam löste sich der Knoten bei uns Zweien - langsam wohlgemerkt. Wir schlenderten so durch die Gegend und vor lauter Nervosität begann ich die Namen der Blumen vorzulesen. Dies ließ ich nach der ersten gleich wieder sein, denn ich erwischte natürlich genau die Richtige. Ich holte die Steffi zu mir, weil sie gerade neben mir stand, und laß den Namen der erstbesten Blume vor. Der Name der Blume: "Fleure de l´Amour" oder "die Blume der Liebe". Bis ich merkte was ich da gerade vorgelesen hatte, war es schon zu spät. Ich schaute ziemlich verdutzt durch die Gegend und in meiner Schmach laß ich noch den Namen von einer anderen Blume vor. Wer jetzt meint, das wäre Pech und könnte nur einmal passieren, der irrt sich. Merkt ihr was? Bei mir irrt man sich ständig- komisch, gell! Teilweise ist es schon fast nicht mehr normal wieviel Pech ich habe. In der Landesgartenschau gibt es Tausende von Blumen, aber ich erwische genau die eine, mit dem Namen, der auf die ganze Situation der letzten 4 Jahre zutrifft. Die "Blume der Liebe". Ich wäre am liebsten in Grund und Boden versunken, aber das ging nicht, weil es ein Weg aus Kopfsteinpflaster war. Irgendwie ist mir danach die Lust zum Blumennamenvorlesen gründlich vergangen. Wir schlenderten weiter, als wir irgendwann unter einer komischen Brücke durchkamen. Wir beschlossen über sie drüber zu gehen. Dem Basti voraus kletterte der "Everlasting- Solo" (ich) einen Trampelpfad nach oben, aber was wir da fanden, war kein Weg über die Brücke, sondern ein Kasten mit Spezi und Limo. Da wir schon immer ehrlich waren und nie auf die Idee kommen würden zu stehlen, nahmen wir gleich einmal zwei Flaschen mit. Unter einem schattigen Baum setzten wie uns hin, tranken unseren fast ehrlich erworbenen Spezi und ratschten über die wichtigsten Dinge in der Welt wie Schule oder Fernsehen. Na ja, besser als nichts, aber die Schule hat man jeden Tag, und die Glotze rennt einem auch nicht davon. Trinken und reden sind zwei Dinge, die man auf gar keinen Fall gleichzeitig tun sollte, zumindest meiner Meinung nach. Schon allein der Versuch kann in einem feucht- fröhlichen T-Shirt enden. Ich, als Mensch der alles einmal erlebt und probiert haben muß, wollte, und bekam natürlich auch ein feucht- fröhliches T-Shirt. Der Basti hatte kurz vorher Nasenbluten bekommen. Ich erfuhr erst, daß ich aus der vollgebluteten Flasche trank, als es bereits zu spät war. Ich spuckte alles wieder aus, wobei ich beinahe die Steffi erwischt hätte.

Nach der T-Shirt Aktion kamen wir danach am Bollwerk für die Fledermäuse vorbei. Wir nichts wie rein in den Tunnel - Dunkelheit. Die Judith machte Andeutungen Bastis Hand zu wollen, blöd wie man halt in der achten Klasse ist, versteht man natürlich nicht das Zeichen, und läßt diese gute Gelegenheit, wie all die anderen Gelegenheiten, ungenutzt vorüberziehen. Die Steffi zeigte sich weniger ängstlich. Sie schien leider keine Andeutungen zu machen, meine Hand zu wollen, schade, aber was hätte ich schon tun können?. Auch der längste Tunnel geht irgendwann zu Ende, und ehe wir uns versahen, befanden wir uns wieder auf einem Platz in der Sonne. "Ein Platz an der Sonne". Wenn dieser Slogan für Glück stehen soll, dann hab’ ich wohl ein "ein Leben im Regen". Vor lauter Sonne, gönnt sich der erhitzte Verliebte eine Bootsfahrt auf der Donau. Diese Idee war einfach toll. Eine Bootsfahrt auf der Donau für die verliebten Pärchen von heute bzw. morgen. Leider war die Steffi nicht dazu zu bewegen mit uns mitzufahren. Ich benutzte alle meine Überredungskünste um sie doch dazu zu bewegen ins Boot zu steigen. Es war zwecklos. Das Boot legte mit der Judith, dem Sebastian, mir und einigen anderen Leuten ab. Erst als wir draußen auf dem Wasser waren, bemerkte ich, was für ein riesen Volltrottel ich doch war. Das wäre doch die beste Gelegenheit gewesen, um mit ihr allein zu sein. Wie gesagt, wäre gewesen, und so kam es, daß ich mich wieder einmal selbst über mich ärgerte. Ich hätte an die Decke springen können, aber das ging leider nicht, denn ich saß ja in diesem blöden Boot. Wenn ich aus heutiger Sicht heraus das Ganze betrachte, so kann ich nur bemerken: "War dieser Versager, dort in dem Boot wirklich ich, der da ein Mädchen, welches ihm gefällt, ganz alleine am Ufer eine viertel Stunde warten läßt?". Antwort: "Ja, das war wirklich ICH!" Nach 15 Minuten erreichten wir wieder den Steg.

Weil’s so lustig war, befolgten wir den Spruch aus dem Lied "Der Berg ruft": "Und glei nomoi". Diesmal fuhr die Steffi auch mit. Ihr werdet’s nicht glauben, aber ich wäre beinahe an Land geblieben. Die Judith knipste von der Steffi ein Bild, zum schreien, echt. Auf diesem Bild sind ihre Haare ganz zerzaust und sie preßt sich so komisch auf den Boden des Kahns. Es scheint so, als hätte sie Angst gehabt ins Wasser zu fallen. Den eins ist sicher: im Schwimmen war unsere Steffi schon immer eine von den Besten. Übrigens, was ich noch sagen wollte: "Ich hoffe euch fällt mein stellenweise ironischer Schreibstil auf.". Leider fuhr das Boot dieses mal nicht so schnell, aber ich glaube, es war ganz gut so, sonst hätte meine Herzensdame noch einen Herzinfarkt bekommen. Die Zeit verging wie im Flug, genauer gesagt wie im Boot. Auf einmal war es sieben Uhr und die glorreichen 4 mußten sich sputen, weil die Judith von ihrem Bruder abgeholt wurde. Ich fand es schade, daß unser Nachmittag schon wieder zu Ende ging. Wir setzten uns noch auf eine Cola in den Mäg Donnlds. Irgendwie war der Besuch in diesem Restaurant stimmungstötend. Nach eine geschlagenen halben Stunde, verließen wir dieses 3 Sterne Lokal, verabschiedeten uns von der Steffi und fuhren Heim. Daheim ratschten wir noch über diesen tollen, zu viert, verbrachten Nachmittag.

Dieser war, gefolgt von dem Nachmittag, wo alle bei mir waren, einer der Schönsten, die ich je verlebt habe. Wie immer geschah einiges an Unvorbereitetem, aber es war doch ein ziemlich gelungener Nachmittag. Irgendwie sahen wir uns kurz vor der Verwirklichung eines Traumes: unsere ersten beiden Freundinnen. Doch wie heißt es so schön, Träume sind Schäume. So allmählich schien sich auch dieser Traum in Schaum umzuwandeln, wäre da nicht noch eine Kleinigkeit dazwischen gekommen. Diese Kleinigkeit nennt sich Klassenfahrt. "Nein, nicht schon wieder", werden manche von euch sagen, denn es besteht ja die Möglichkeit eines zweiten Fiaskos wie in Saalbach, aber alles der Reihe nach. Unsere Klasse hatte im Winter, wie jedes Jahr, für das Jugenherbergswerk gesammelt. In diesem Jahr hatten wir endlich einmal genug Geld erbettelt ( es hat sich als Vorteil herausgestellt, in den reicheren Vierteln von Ingolstadt sammeln zu gehen, die Leute haben einfach mehr Geld), um einen zweitägigen Aufenthalt in einer Jugendherberge, als Dankeschön, zu bekommen.

Es war kurz vor den Sommerferien als wir uns auf den Weg zu einer Klassenfahrt machten, die echt cool war. Folgendes, altbekanntes Bild, fällt einem da wieder ein: unglücklich verliebt, Tränen, nasse Betten, schlechte Essen und schmutzige Toiletten. Nur mühsam legte ich alle meine Vorurteile ab, was durchaus nicht leicht war. Eines stand für mich fest: es konnte nur besser werden. Eines kann ich jetzt schon verraten, es wurde besser, viel besser. Es wurde einer der Höhepunkte in puncto Liebe zu einem euch, und mir, nur all zu gut bekannten Mädel. In weiser Voraussicht nahm ich dieses mal nur einen Koffer mit, denn es ging nur um die halbe Welt, genauer gesagt, bis nach Hohenschwangau. Der Bus war toll. Er hatte eine Klimaanlage und das Gepäck paßte auch in den Stauraum, ohne daß man irgend etwas mit in den Bus nehmen hätte müssen. Die Fahrt verlief nicht ganz so schlimm wie die nach Saalbach. Sie verlief zwar nicht optimal, aber zumindest besser. Die Steffi saß in meiner Nähe, ich hätte mich mit ihr unterhalten können, wenn ich wollte. Der einzige Störfaktor war mein Kumpel Dennis. Er wollte nämlich auch einmal was von "meiner" Steffi. Es besaß doch tatsächlich die Frechheit und setzte sich neben sie. Nicht nur das, er lieh ihr sogar seinen Game Boy aus. An diesem Punkt mußte ich passen, denn ich habe keinen Game Boy. Game Boy hin oder her, es machte mich krank ihn neben ihr sitzen zu sehen. Ich versuchte ruhig zu bleiben. Ich redete mir ein: "Wart’ nur ab, deine Zeit kommt auch noch." Ich muß gestehen, es klappte nur halbwegs. Ich hasse es, wenn etwas nur so halbwegs funktioniert. Es kann nur an meinem Sternzeichen liegen. Jungfrauen sind halt Perfektionisten. Stimmt allerdings auch nicht in allen Bereichen, zumindest nicht in Mathe oder Französisch. Als Begleitpersonen waren damals unser Sportlehrer und unsere Englischlehrerin dabei- ein göttliche Kombination, wie sich am Abend herausstellen sollte. Die Busfahrt verlief, bis auf die Sache mit dem Game Boy recht passabel.

Die Stimmung war gut, das Wetter hervorragend, zumindest in Ingolstadt, und ich war frohen Mutes, daß es doch eine Klassenfahrt mit gutem Ausgang werden könnte. Nach etwa 2,5 Stunden Fahrt kamen wir wohlbehalten in Hohenschwangau an. Das Wetter war hier nicht ganz so toll, es war etwas regnerisch. Wir kletterten aus dem Bus, nahmen unsere Koffer und schauten erst einmal verdutzt in der Gegend umher.

Jetzt kam die gute Nachricht. Wir konnten unsere Koffer auf die Alm mit einem kleinen Bus nach oben bringen lassen. Äh, Moment mal. Alm? Oben? Das konnte nur eine einzige Sache bedeuten: eineinhalb Stunden Aufstieg. Jubel, Trubel, Heiterkeit. Seit zur Heiterkeit bereit. Ganz im Ernst, ich war nicht zur Heiterkeit bereit. Im Gegenteil. Ich hasse lange Aufstiege zu irgendwelchen doofen Almen, gerade, und vor allen dann, wenn auf der anderen Seite des Berges ein Lift, eine Gondel, oder wie in unserem Fall, ein Bus nach oben fährt. Der Lehrer bestimmte zwei glückliche Personen, die auf das Gepäck aufpassen durften und mit dem Bus nach oben fahren durften. All mein Gemaule half nichts, ich hatte Wohl oder Übel zu laufen. Die erste viertel Stunde war recht lustig. Grund dafür war wohl, daß es noch keinen Höhenunterschied zu bewältigen gab. Dies änderte sich aber schlagartig. Wie hoch waren wir noch mal? Es dürften so 600 Meter gewesen sein. Wie hoch lag noch mal die als Alm getarnte Jugendherberge? 1800 Meter. Aha. Schlappe 1200 Höhenmeter zwischen mir und dem Ziel. Kein Problem, es konnte sich ja schließlich nur um Stunden handeln. Eine Stunde verging. So langsam begann ich unseren Ausflug zu lieben. Der Dennis klebte noch immer wie eine Klette an der Steffi, ich mußte mir das anschauen, weil ich hinter ihnen ging, ich bekam allmählich Hunger, leider war die Berghütte noch immer nicht in Sicht. Irgend ein besonders Schlauer aus unserer Klasse mußte unbedingt den Kassettenrecorder mitschleppen. Diesen hatte er sich zuvor vom Stefan ausgeliehen, der dazu gezwungen worden war, mit dem Bus nach oben zu fahren. Ich wäre auch gern zu dieser Busfahrt gezwungen worden. Komischerweise wurde ihm der Recorder auf einmal zu schwer. Als was tun? Ganz einfach. Lassen wir ihn halt auf dem Weg stehen. Das hättet ihr sehen sollen. Man glaubt gar nicht, wie blöd die Leute schauen, wenn mitten in der Gegend ein musikspielender Kassettenrecorder steht. Falls sich nicht einer meiner Mitschüler dazu erbarmt hätte ihn mitzunehmen, würde der Recorder vermutlich noch heute dort stehen und Musik spielen, falls ihm nicht die Batterien ausgegangen sind. Nach guten zwei Stunden war es dann endlich geschafft. Wir hatten unser Ziel, die Fritz-Putz-Hütte, erreicht. Das letzet Stück von der Bushaltestelle bis zur Hütte erwies sich als reine Quälerei. Die Entfernung war eigentlich ein Witz. Um so witzloser wurde sie mit dem schweren Koffer. Ich schätze die Entfernung auf knappe 200 Meter. Diese hatten es aber in sich. Es galt eine klitzekleine Steigung zu überwinden, sozusagen das "Zucker´l" vor dem Ziel. In der Hütte, bei der Bettenverteilung, hatte ich Glück. Ich bekam ein Bett in der Nähe der Tür. So drang wenigsten ab und zu etwas Frischluft an meine Nase, denn in einem Raum unterm Dach mit 25 Jungen wird´s halt doch ziemlich schnell warm. Warm ist der falsche Ausdruck, heiß uns stickig trifft´s noch ein bißchen besser. Nach einer kurzen Ruhepause beschlossen wir, ins nahegelegene Restaurant, Essen zu gehen. Sind 18 Mark für einen Schweinebraten nicht etwas viel? Egal, Hunger läßt sich halt nicht wegzaubern. In meiner Eigenschaft als Verlierer, gab´s natürlich keine Knödel mehr, also bekam ich anstatt von meinen Kartoffelknödeln nur Semmelknödel. Nichts gegen Semmelknödel, ich liebe Semmelknödel, aber diese Knödel waren wohl die schlechtesten die ich je in meinem Leben gegessen habe. Der Tag fing ja gut an, erst ist das Wetter nicht so, wie es sein sollte, dann der lange Aufstieg und jetzt ein nicht allzu gutes Essen. Alle Anzeichen für eine Katastrophe waren gegeben. Langsam trotteten wir wieder zur Hütte zurück. Allmählich wurde es Abend. Als ich es mir in meinem Bett einigermaßen bequem gemacht hatte, legte ich mir einen Schlachtplan zurecht. Ich hatte mir folgendes ausgedacht: " Du mußt in der Küche beim Kochen helfen, mit ihr ins Gespräch kommen und beim Essen in ihrer Nähe sitzen. Den Abend sollte ich nach Möglichkeit auch bei ihr verbringen." - gedacht, getan. Ich schlenderte in die Küche. Die Vorbereitungen waren schon in vollem Gange. Die eine Hälfte der Leute macht die Nudelsauce, die andere Hälfte stand blöd umeinander. Ich kam wie immer wie gerufen. Da ich schon immer Spaß an der Arbeit hatte, stellte ich mich natürlich zur "anderen Hälfte" dazu. Es war schon eine wunderbare Sache aus dem Fenster zu schauen. Man ahnt ja gar nicht, was so alles aus dem Fenster geschmissen wird. Schlafsäcke, leere Dosen, Schlafanzüge und sonst noch so allerlei Dinge, die jeder normale Mensch aus dem Fenster wirft. Ich schmeiße zum Beispiel liebend gerne Socken aus dem Klassenzimmerfenster. Die Klasse lacht dann immer und der Lehrer schaut blöd. Ich setzte meinen Plan in die Tat um. Ich redete mit meiner Angebeteten, macht relativ gute Witze und komischer Weise schien ich sie nicht zu langweilen. An diesem Abend bekam der Jörg von mir sogar einen überaus treffenden Spitznamen: "Hasi". Es kommt schon cool, wenn man einen 90 Kilo Mann mit Hasi anredet. Beim Abendessen schien auch alles nach Plan zu verlaufen. Ich saß in ihrer Nähe unterhielt mich über allerlei Zeug und aß die guten Spaghetti. Diese Spaghetti waren echt gut. Drei Teller und den Nachschlag verdrückte ich ohne größere Probleme. Mein Magenvolumen war, wie mein Bauch, sehr groß. Kennt jemand von euch zweideutige Frage und Antwort spiele? Ja? Sie machen richtig Spaß. Nach dem Abwasch setzten wir uns in die Küche, spielten Karten ( Mau Mau, aber eben auch diese "Frage und Antwort" - Spiele) oder Uneterhielten uns mit unseren Lehrern. Schön langsam kam Leben in die Hütte. Alle schon etwas ( ironisch) angeheitert verarschten uns gegenseitig, nicht einmal vor den Lehrern wurde halt gemacht. Da mein Sportlehrer ein alter Jugendfreund meiner Mutter ist, konnte ich es mir nicht verkneifen ihn mit Papa anzureden. Wer weiß? Möglich ist alles auf dieser Welt, sogar daß ich eine Freundin bekomme. Dauert aber noch eine ganze Weile bis es so weit ist. Die Gaudi war echt riesig. Ich nahm einen Löffel Puderzucker und drohte ihn auf meinen "Papa" zu pusten. Er nahm sein Glas Bier und zielte auf mich. Er sagte: "Wenn Du pustest, dann schütt´ ich Dir mein Bier drüber". Vor lauter lachen, konnte ich erst gar nicht blasen. Immer wenn ich Luft holte, mußte ich lachen. Nach einiger Zeit ging es dann doch. Ich blies und das Bier flog in meine Richtung. Das hättet ihr sehen sollen. Ich war naß und mein Lehrer war weiß - heiß. Auf einmal bot sich die Gelegenheit: ein paar, darunter die Steffi, standen auf um den Raum zu verlassen. Sie mußten auf´s Klo. Ich setzte mich, natürlich völlig ohne Hintergedanken, ganz zufällig dorthin, wo zuvor die Steffi gesessen hatte. Nach einer Weile kam sie zurück. Was glaubt ihr was geschah? Sie setzte sich wirklich neben mich. Ich war total happy. Ich konnte es wie immer gar nicht fassen. Ich hätte sie am liebsten gefasst, ihr Hand nämlich, aber ihr kennt mich, muß ich mehr sagen?

Ein toller Abend. Zum einen durften diejenigen, die sich mit den Lehrern unterhalten hatten, mit dem Bus am nächsten Tag nach oben fahren. Zum Anderen konnte ich zufrieden sein mit meinen "Erfolgen" bei einem gewissen Mädchen. Leider gehen die schönen Momente fiel zu schnell vorbei. So gegen zwölf mußten wir ins Bett. Allerdings verging noch eine Weile bis ich einschlafen konnte. Ich dachte nur noch an die Steffi. Die anderen waren ziemlich laut, und obwohl ich müde war, konnte und wollte ich gar nicht schlafen. Am nächsten Morgen wurde ich, durch den Krach den die anderen machten, geweckt. Schlaftrunken ging ich aufs Klo. Das Klo war kaum besser als das in Saalbach. Es war zwar sauberer, allerdings verbreitete es schon im Gang einen wunderbaren, erfrischenden Geruch. Morgenstund hat Duft im Mund.

Das nächste was auf der Tagesordnung stand war Zähneputzen. Schlau wie ich bin hatte ich natürlich keinen Becher eingepackt. Kein unüberwindbares Problem. Ich putzte mir die Zähne was problemlos verlief. Ein Problem ergab sich allerdings mit dem Zahnpastaschaum. Ich verrenkte mir fast den Hals um an den Hahn zu kommen. Ahhh. Kaltes Wasser (frisches Quellwasser) tut an den Plomben immer so gut, daß man einen Freudensprung machen könnte. Auf das Waschen verzichtet ich angesichts des kalten Wassers. Warmes Wasser gab´s nicht, denn wir waren ja auf einer Berghütte. Nach dem Anziehen gab es eine sehr gutes Frühstück. Man hatte alles was man braucht: Cornflakes, Corn Pops, Choco Pops, Frosties und was es sonst noch so gibt. Ich erinnere mich noch sehr gut an meinen Mitschüler Christian. Er kam, sah und sprach: "Ja mein Gott, gibt´s denn da bloß die Cornflakes-Scheiße". Ganz ehrlich, er hatte recht. Ich mag nämlich dieses Cornflakes-Zeug auch nicht besonders gern. Ich machte mir nichts daraus, denn ich bin es nicht gewohnt zu Frühstücken. Nach dem Abwasch ging es hinab ins Tal. Die Tagesordnung: 1) Abstieg 2) Wandern 3) Mittagessen 4) Burg anschauen 5) Fußballspiel gegen eine Schulmannschaft aus Hohenschwangau 6) Schwimmen im Bergsee 7) Aufstieg 8) Abendessen 9) Krach wegen besoffener Schüler 10) Schlafen gehen.

Auch der zweite Tag begann mit einer fröhlich-lustigen Kletterpartie. Es hatte aufgehört zu regnen, die Sonne verdrängte langsam die letzten grauen Wolken und wir machten uns wohlgelaunt auf den Weg. Unsere Klasse teilte sich allmählich in die altbekannten Cliquen auf (Mädchen, Coole, freche Schüler und Spinner). Ich, als oberster Spinner, unterhielt mich mit dem Basti über unseren derzeitigen Chancen. Plan A: Jeder von uns geht alleine den Berg hinunter, in der Hoffnung, unsere Angesponnen gesellen sich zu uns. Dieser Plan verlief, wie jeder unserer Pläne, nicht ganz nach Wunsch. Die Judith redete zwar schon kurz mit dem Basti, die Erfüllung war es aber nicht. Nachdem unser erster Plan fehlgeschlagen war, behielten wir Plan B im Auge, besser gesagt, führten ihn aus. Manch einer wird jetzt fragen was ist Plan B? Plan B war eine sehr gute Alternative zu den restlichen Plänen. Der Inhalt von Plan B war ganz einfach und leicht auszuführen. Bei Plan B mußten wir einfach nur abwarten. Ich hasse warten. An dieser Stelle verweise ich auf ein früheres Kapitel indem genau beschrieben steht, was ich vom warten halte. Der Anfang des Tages war eine echte Zumutung. Kaum im Tal angekommen, mußten wir 500m zur nächsten Bushaltestelle laufen. Dies war nicht so schlimm. Schlimm war, daß wir eine halbe Stunde auf den Bus warten mußten. In dieser Zeit geschah nichts aufregendes. Irgendwann, nach einer halben Ewigkeit, rund 30 Minuten, kam dann auch der Bus. Dieser brachte uns nach Füssen. In Füssen kamen wir zur Mittagszeit an. Das erste was wir machten war, daß wir Essen gingen. Natürlich jede Clique in ein anderes Lokal. Wir gingen damals italienisch Essen. Alle bestellten sich eine Pizza, nur ich mußte wieder eine extra Wurst haben. Ich wollte eine Lasagne.

Nur kurz, ich bin ein Nudelfan. Bei mir Zuhause gibt es mindestens viermal in der Woche Nudeln. Heute weiß ich, das ich mir wohl doch lieber eine Pizza bestellt hätte. So eine gute Lasagne habe ich schon lange nicht mehr gegessen. Diese Lasagne hätte es ohne weiteres mit einer tiefgekühlten Lasagne aus dem Supermarkt aufnehmen können. Allerdings ist bei denen das Preis- Leistungsverhältnis um einiges besser. 15 DM für eine Lasagne, die aus mehr Teller, wie Nudeln bestand und 4 DM für eine Cola sind ja überhaupt nicht teuer. Bei uns in Ingolstadt kostet eine Lasagne 10 DM, allerdings schmeckt diese auch nach etwas. Erst später habe ich gemerkt, daß man den Geschmack auch mitbestellen hätte müssen, mit Aufpreis, versteht sich.

Nächster Punkt der Tagesordnung war eine Schloßbesichtigung. Seit meinem Urlaub in Holland gehe ich nicht mehr allzugerne in Museen. Daran ist mein Vater schuld. Er hat uns in Amsterdam in jedes Museum gescheucht das es gab. Das schönste von allen wollten wir an einem Montag besichtigen. Um das Geld für die Trambahn zu sparen, gingen wir natürlich zu Fuß. Nach einem einstündigen Fußmarsch standen wir vor verschlossener Tür. Warum? Montags haben doch alle Museen geschlossen. Zum Glück war es Donnerstag und der Besichtigung konnte nichts mehr im Wege stehen. Sind diese alten Zimmer nicht toll? Komisch das sie in jeder Burg fast gleich ausschauen. Ich ließ auch die Besichtigung über mich ergehen. Nach dem Rundgang im Schloß teilten wir uns in zwei Gruppen auf. Die einen gingen zum Fußball spielen, die Anderen konnten sich noch eine Kirche ansehen. Ich als gläubiger Christ ging natürlich zum Fußball spielen, obwohl sich unsere Mädchen die Kirche ansahen. Ich hatte keine Lust durch ganz Füssen zu rennen nur um eine Kirche zu sehen und um von den Mädchen nicht beachtet zu werden.

Ein Fußballspiel konnte von unserer Klasse, von Haus aus, nur verloren werden. Unsere Klasse hatte bis dato nämlich noch nie ein Fußballspiel gegen eine andere Klasse gewonnen. Bei einem Fußballturnier unserer Schule haben die "Fußballasse" von uns mit schlappen elf Toren Unterschied verloren. Endstand war damals 11:0. Ein Jahr drauf haben wir 13:0 verloren. Ich hätte damals die Ehre unserer Klasse retten können. Ich stand allein vorm Tor, sah den Torwart auf mich zu kommen, schoß den Ball in Richtung Tor, die Menge ( 5 Schlachtenbummlerinnen aus meiner Klasse) tobte und ich auch. Ich hatte es fertig gebracht und den Ball knapp am Pfosten vorbei gehaut. Ein Hoch auf meine Fußballkünste. Ich mag Fußball nicht besonders gerne. Ich schaue natürlich Europa.- oder Weltmeisterschaften an, die Bundesliga interessiert mich aber nicht besonders. Wenn wir im Sport Fußball spielen, stehe ich meistens vorm gegnerischen Tor und warte bis der Ball kommt. Sollte dieser dann wirklich einmal zu mir kommen, schieße ich mit 90 prozentige Wahrscheinlichkeit kein Tor. Aus diesem Grund war ich bei diesem Spiel auch nur Zuschauer. Das machte mir relativ wenig, da sowieso keine Lust hatte bei dieser Hitze ( 28 Grad) wie ein Gestörter über den Platz zu hetzen.

Nach der ersten Halbzeit kamen dann auch endlich wieder unsere Damen. Sie konnten gleich unsere Halbzeitführung feiern. Es war absolut unglaublich, meine Klasse war drauf und dran ein Spiel zu gewinnen. Nach der zweiten Halbzeit hatten wir einen Grund zum feiern. Wir hatten unser erstes Auswärtsspiel gewonnen. Jetzt, nachdem sich unsere Meisterelf umgezogen hatte, hatte ich die Qual der Wahl. Entweder Schwimmen im Bergsee, oder wieder zurück zur Hütte. Ich entschloß mich aus zwei Gründen für die Hütte. Zum Ersten wollte die Steffi auch zurück, zum Zweiten konnten wir mit dem Bus nach oben fahren. Diejenigen von uns die Schwimmen gegangen sind, konnten nicht mehr mit dem Bus nach oben fahren, da so spät keiner mehr ging. Ich nahm den letzten Bus, setzte mich auf einen Platz in der Nähe der Steffi und redete mit ihr über allerlei Dinge. So eine Busfahrt kann ganz schön kurz sein, wenn man mit jemanden redet, den man von ganzem Herzen liebt. Oben angekommen, gingen wie erst einmal zu einem Gebirgsbach. "Hasi" kam auf die gute Idee eine Kneippkur zu machen. Er zog seine Schuhe aus und stieg ins Wasser. Lange blieb er nicht im Wasser, denn das Wasser schien sehr kalt zu sein, was man an seinem Gesichtsausdruck erkennen konnte. Ich versucht wie immer lustig und witzig zu sein. Der Erfolg war wie immer sehr hoch. Der Hunger trieb uns wieder Heim. Ich weiß gar nicht mehr, was wir gekocht haben, ich war bloß froh, nicht abwaschen zu müssen. Jetzt kam der eigentliche Höhepunkt des Ausflugs, zumindest für mich. Wir gingen noch auf eine kleine Wanderung. Mit von der Partie waren unserer Lehrerin, Steffi, Judith, Basti, ein paar Leute aus meinem Freundschaftskreis und selbstverfreilich auch ich. Wir wanderten einen engen rutschigen Pfad nach oben. Vorweg die Anderen, dann ich, die Steffi und zum Schluß Basti und Judith. Die Steffi rutschte stark und rief dauernd: "Harry, halt mich fest." Schön werdet ihr jetzt sagen, daß ist doch die beste Gelegenheit sie an der Hand zu nehmen und mit ihr durch die Gegend zu laufen. Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht blöd wäre, oder eine lange Leitung hätte. Meine Antwort fiel entsprechend aus und ich gab ihr nicht meine Hand. Neiiin, so ein riesen Idiot, werdet ihr, darauf wette ich meinen PC, denken. Ich kann euch nur zustimmen. Ich war echt ein Idiot. Das war alles worauf ich solange gewartet habe, und ich ließ es einfach so vorübergehen, ohne die Gelegenheit zu nutzen. Da es dunkel wurde, drehten wir um und gingen noch ein wenig im Wald auf einem großen breiten Kiesweg spazieren. Auf dem Weg nach unten wollte sich die Steffi noch einmal bei mir einhalten, aber ich kapierte es immer noch nicht. Schade, aber was will ich jetzt noch daran ändern? Ich könnte eine Zeitmaschine bauen.

Als ich am Abend in meinem Bett lag, hätte ich mir vor lauter Wut selbst in den Hintern beißen können. "So eine Chance kommt nie wieder.", dachte ich. Leider hatte ich mit diesen Gedanken verdammt recht, so eine Chance kam leider nie wieder.

Um nocheinmal auf den Spaziegang zurückzukommen: auf einem Waldweg fand ich einem Frosch im Gras. Ich wußte natürlich genau welche Angst die Steffi vor Reptilien hatte. Also fing ich den Frosch und hielt in ihr direkt unter die Nase. Die Reaktion von ihr war köstlich. Sie verdrehte die Augen, wich einen Schritt zurück, begleitet von einem "Iiiihhhh". Es gibt manche Sachen, die hätte man wohl besser sein gelassen, diese Sache wohl auch. Ich glaube hier habe ich mir einen dicken Minuspunkt bei ihr eingehandelt. Ganz im Ernst, sowas macht man ja auch nicht, wenn man auf eine spinnt. Ich scheine in dieser Beziehung ein Stück von meinem Vater geerbt zu haben. Laut Aussage meiner Mutter hat er am Anfang auch immer alle Mädchen verarscht, von denen er was wollte. Der Apfel fällt halt nicht weit vom Stamm. Wenn ich beim Tanzen bin und eine frauenfeindliche Bemerkung loslasse, höre ich von den Schülerinnen die mein Vater im Unterricht gehabt hat oft: "Genau wie sein Vater, immer gegen die Frauen!". Von seinen Schülern höre ich auch oft, daß ich genau so bin wie er, gegen hohere Gewalt ist man halt machtlos.

Übrigens ist mein alter Herr auch eine Jungfrau. Allerdings hat er keine Technikfimmel. Er hat sogar Probleme die Lautstärke unseres Fernsehers zu ändern. Wir haben seit dem Ausflug ins Schullandheim ( ihr erinnert euch, an die Salmonellen und Sekretproben, oder?) einen Videorecorder, den er bis heute nicht bedienen kann.

Zurück in der Hütte wurde es uns gestattet Bier zu trinken. Kontrolliert wurde per Strichliste, wieviel jeder trinken darf. Eine Maß wurde maximal erlaubt. Allerdings gab es in unserer Klasse einige Nichtalkoholiker. Also machten manche bei ihnen einen Strich für die Maß. Wie man hier schon erkennen kann, endete das Ganze in einer riesen Sauferei mancher Schüler. Einer von ihnen kippte eine voll Flasche Bier in den Cornelias Koffer. Es gab natürlich einen riesen Krach. Heimgeschickt wurde allerdings niemand, weil es unser letzter Abend war. Für mich war es ein toller Tag, nicht zuletzt wegen dem Spaziergang am Abend. Ich war damals fest davon überzeugt, daß ich in absehbarer Zukunft mit der Steffi zusammenkomme. Froh und glücklich schlief ich irgendwann einmal ein, nachdem der "Rietsch" (Spitzname, in Wirklichkeit heißt er Christian) aufgehört hatte, seine Gasabsonderungen mit einem Feuerzeug anzuzünden.

Am nächsten Morgen verzichtete ich auf die Morgenwäsche und das Zähneputzen, weil ich so eine Vorahnung hatte, als wenn das Wasser heute auch nicht wärmer gewesen wäre. Das Frühstück verlief ohne weiter Zwischenfälle. Die Stimmung war eher gedämpft, weil wir in wenigen Stunden wieder Zuhause sein würden. Es war ein Freitag. und an unserer Schule war an diesem Tag Schulfest. Natürlich ging ich dort auch hin, weil sich vielleicht die Chance bot, bei einer euch nur all zu gut bekannten Dame, "anzubandeln". Zuerst stand aber noch die Busrückfahrt auf dem Programm. Es war eine langweilige Busfahrt. Nach weiteren Versuchen, mir zu erklären was ein "Schlag" beim Watten ist, gab die Steffi dann doch auf. Was ich vergaß zu erwähnen: sie hatte schon einmal auf dieser Klassenfahrt vergeblich versucht mir beizubringen, was ein "Schlag" ist. So gegen zwölf kehrten wir dann noch beim Mäg Donnlds ein. Ich bestellte mir mein Megamenü, welches aus 20 Nuggets, 2 Cheeseburgern und einer großen Cola bestand.

Mich erklärten wie immer alle für verrückt, da ich das doppelte von allen Anderen aß. Den Rest der Reise verbrachte ich, wie einige andere auch, mit Game Boy spielen. Daheim wurden der Basti, der Patrick und ich, von Patricks Vater heimgefahren. Ich rief sofort beim Sturmi an, aber er war nicht zu Hause. Seine Oma erzählte mir, daß er beim Tennisspielen ist. Ich fuhr zum Tennisheim und wen sah ich da mit einem hübschen Mädchen im Arm? Den Sturmi. Er hatte sich an diesem Nachmittag seine erste Freundin geangelt. Damit war er der erste aus meinem Bekanntenkreis, der sich eine feste Freundin geschnappte hatte. Nachdem er sich von seiner Freundin verabschiedet, geduscht und umgezogen hatte, machten wir uns auf den Weg zum Schulfest. Wir radelten so, und er erzählte ganz stolz von seiner ersten echten Freundin. Er machte eine nette Bemerkung: " Und heute Abend suchen wir für Dich auch noch eine.". Schön wäre es schon gewesen, aber ihr kennt mich ja. Wie immer gehe ich voller Hoffnung in eine Party oder auf ein Fest und es passiert absolut nichts in puncto Mädchen, dafür aber in puncto Blamage. Auf unserem Schulfest war nichts los, also beschloß man, in eine Disco zu gehen. Die Betonung liegt auf "man", denn irgendwie hatte ich einen kleinen Tip bekommen, daß man mich nicht unbedingt dabei haben wollte. Enttäuscht ging ich alleine zurück zum Schulfest. Ich setzte mich auf einen Stuhl von dem aus ich den ganzen Schulhof überblicken konnte. Ich kam mir wie ein Außenseiter vor, was zukünftig öfter vorkommen sollte. Irgendwann traf ich dann die Cornelia und die Steffi. Ihnen war genauso langweilig wie mir. Ich erzählte ihnen wie nett die Anderen zu mir waren. Sie schienen es nicht sehr toll zu finden wie mich die Anderen behandelten. Wir sprachen über unser Klassen kameraden, kurz: wir lästerten über sie. Allmählich begann mir das Schulfest Spaß zu machen. Wir redeten über Dieses und Jenes. Auf einmal kam dann auch noch eine Lehrerin, die auch mit in Saalbach mit dabei war. Zu meinem Glück, daß ich anscheinend gepachtet habe, fragte sie die Steffi, ob sie denn noch Kontakt zu dem "netten jungen Mann" aus Österreich hat. Es gibt halt Tage, da bleibt einem nichts, wirklich absolut nichts erspart. Ich habe nur wenig verletzliche Punkte. Einer wäre das Schilager in Saalbach, der Andere wäre wenn mich jemand auf meine "Frauengeschichten" ,die man sich mit einem Finger abzählen kann, blöd anredet. Das Thema Saalbach ist in meinem Leben ein ganz besonderes. Noch heute versuche ich dieses Thema schnell vom Tisch zu bringen, wenn jemand damit anfängt. Seit dieser Zeit war ich nie wieder beim Schifahren. Leider wurde die Steffi um zehn Uhr abgeholt. Obwohl der Abend nicht schön begonnen hatte, war es doch ein schöner Abend und ein tolles Schulfest, auch wenn die Musikgruppen und die Organisation des Festes schlecht waren.

Drei Tage später, gab´s Zeugnisse. Ich hatte zwar einige Vierer, aber keinen Fünfer. Es war auch ein Tag an dem ich eine Meisterleistung vollbrachte, die mir so schnell keiner nachmachen wird, es sei denn er ist genauso blöd wie ich. Nach der zweiten Stunde war die Schule aus. Ich ging gerade zur Tür hinaus, als sich plötzlich eine mir nur all zu gut bekannte Mädchenstimme in meinen Gehöhrgang bohrte. Ich drehte mich um, um mich mit einem freundlichen: "Was gibt’s ?" bei der nach mir verlangenden Stimme zu melden. Es war die Steffi - war klar, etwas anderes hätte ich sowieso nicht erwähnt. Sie hat mich gefragt (Achtung!), ob ich nicht Lust hätte, mit ihr in die Stadt zu kommen. Jetzt kommt meine überaus geistreiche Antwort: "Nein, ich muß Heim." - Nein!! Hilfe!! AUA! Das tut weh. Ich weiß nicht wie ich auf diese bescheuerte Antwort kam. Ich könnte heute noch an die Decke springen, oder mir den Kopf einrammen, für diesen guten Korb, den ich ihr gab. Als ich dann beim Radelständer den Gerhard traf, und er mich fragte, ob ich noch mit ihm in die Stadt wolle, sagte ich, jetzt kommt´s: "JA". Wir schlenderten durch die Stadt, holten in einer Buchhandlung noch ein Buch für den Gerhard und redeten über das Programm der Sommerferien. Irgendwann so gegen elf fuhren wir nach Hause. Erst auf dem Nachhauseweg wurde mir richtig bewußt, was ich da zu ihr gesagt habe. Tut mir bitte den Gefallen und sagt jetzt nichts, ich weiß, daß ich ein "Rindvieh" bin. Es kommt nicht oft vor, daß eine gebürtige Jungfrau von einem hübschen Mädchen gefragt wird, ob man mit ihr die Stadt gehen will. Was strenggenommen nie geschehen kann, ist an diesem Morgen passiert. Vielleicht war ich auch nur so überrascht über diese Frage, daß ich mit Nein antwortete. In Sachen Steffi war ich auf alles vorbereitet, bloß nicht auf das. Also fuhr ich nach Hause und baute den Motor in mein Modellflugzeug. Modellfliegen ist schon etwas wunderbares. Jeder von euch der schon einmal einen Modellflieger gebaut und geflogen hat, weiß, wie es ist, wenn man nicht zum fliegen gehen kann, weil das Wetter schlecht ist. Vielleicht war das auch mit ein Grund, warum ich nicht mit in die Stadt gegangen bin, die Flieger meine ich, nich das Wetter. Allerdings ist eine Freundin doch schöner als ein Modellflugzeug. Einen Rat kann ich euch aber geben. Meistens kann man ein zu Bruch gegangenes Flugzeug wieder reparieren, bei einer Beziehung klappt das in den meisten Fällen nicht. Also, wenn ihr die Wahl habt zwischen einem kaputten Modellflugzeug, oder einer kaputten Beziehung, solltet ihr das Modellflugzeug vorziehen. Aber wann kann man schon wählen. Was ich in den Sommerferien sonst noch tat außer Modellfliegen wollt ihr wissen? Nun, ich beschäftigte mich mit einer Sache, mit der ich mich heute noch beschäftige, nicht den Mädchen, sondern dem Computer. Der Grund warum ich diese Sommerferien nicht mit meinem Freund Sebastian verbrachte, lag an unserem Streit. Ich hatte mich wegen einer Banalität mit ihm gestritten. Es ist halt jedesmal das gleiche, wenn man einen Freund zu oft sieht.

Ein paar Dinge sollte ich gegebenenfals noch erwähnen. Ihr habt euch sicher schon gefragt woher der Name "Brain" kommt. Es ist ein Spitzname den ich mir selbst gegeben habe. Das liegt zum einen an meinen tollen Leistungen in der Schule, zum andern an meinen Computerspielen. Bei manchen von ihnen kann man, den Namen eingeben bzw. den Spitznamen eingeben. Da es sich zum Großteil um englische Spiele handelt, darf man auch sein "Callsign" eingeben. Ich habe halt Brain eingegeben. Wie ich auf den Untertitel das "Leben des Brain" gekommen bin ist auch kein Geheimnis. In der achten Klasse lief damals das "Leben des Brian" im Fernsehen. Ein Kumpel aus meiner Klasse der "Xarre", spöttelte damals "das Leben des Brain". Als ich einen Namen für mein Buch suchte, fiel mir sein Satz wieder ein. Nach einem großen Niederschlag in Mathe (verglichen mit heute war ich gut, ich hatte eine 5) nutzte ich die Gunst der Stunde und lud ein paar nette Mädchen aus meiner Klasse zu meinem Geburtstag ein. Die Einladung war schon eine coole Sache, denn wer, außer mir, lädt denn schon ein halbes Jahr vorher, die Leute zu seinem Geburtstag ein.

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