Kapitel XVI: Immer wenn man denkt...
Immer wenn man denkt es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo eine nette Theorie daher. Denken ist schon eine tolle Sache. Nachdenken ist auch eine tolle Sache, vor allem wenn man sich in etwas festgefahren hat, dann muß das auch Bestätigung oder Anerkennung finden. Für diese Theorie würden wir bestimmt keine Anerkennung ernten, vielleicht aber Bestätigung. Ich darf’s euch ja sagen, bestätigt wurde die ganze Sache an mehreren Stellen, teils durch Zufälle, teil aber auch gar nicht. Nun, nicht nur die Dani hatte einen Plan in die Wirklichkeit umzusätzen, nein, ich auch. Konnte nur schief gehen, ist zum Glück auch. Ich meine, ich wär doch nicht ich, wenn ich einmal in meinem Leben gewinnen würde. Die ganze Sache war die: wie bringt man seine Ex-Freundin mit ihrem neuen Typen auseinander, wenn er auf sie einen absolut guten Eindruck zu machen scheint, und man selbst der ganzen Sache als abgestemmpelt zusehen muß, wie er sie in den Arm nimmt? Vor allem wenn man selbst ein absoluter ACN ist.
Was ist ein ACN? Ein Anti-Casanova. Das ich kein Casanova bin habe ich sogar schon Schriflich bestätigt bekommen. Ich habe immer gedacht ein Horoskop soll einem helfen, und einen nicht nieder machen. Vielleicht sollte ich ein neues Horoskopbuch kaufen und mein Quatschhoroskop zum Teufen jagen. Wahrscheinlich würde es nicht einmal der wollen. Solange steht’s halt dann noch im Regal. A propros Horoskop. Da gibt’s ja Sachen die gibt’s gar nicht. Ich hatte mal wieder keine Lust auf Schule und hab mal wieder blau gemacht. Ich liegt so in meinem Bett, der Radiowecker hatte mich erst um neun aus dem Schlaf geholt, als ich mein Wochenhoroskop zu hören bekam. "Die Jungfrau ist mal wieder der Verlierer der Woche, sie sollte am besten im Bett bleiben und warten bis die Woche vorbei ist.". Toll, wie gut das es schon Montag war. Meiner Meinung nach gibt es zwei Möglichkeiten die man tun kann, um ein Mädchen mit ihrem Freund auseinander zu bringen: man unternimmt was gegen diesen ach so netten neuen Freund, oder man wartet ab, bis sie der natürliche Spielzeugprozeß, nach fünf Wochen liegt’s in der Ecke, auseinander bringt. Auf den Spielzeugprozeß wollte ich nicht warten, also mußte ein Plan her, um die Zwei zu trennen. Dieser Plan hätte uns sehr schnell ans gewünschte Ziel gebracht, allerdings haben wir vier Wochen gebraucht um ihn zu entwertfen, weitere zwei Wochen, bis wir wußten wie wir es am besten über die Bühne ziehen, und dann viel die ganze Sache doch dem Spielzeugprozeß zum Opfer. Mein Gott hab ich mich gefreut als ich erfuhr, das das Spielzeug Didi alt geworden war. In diesen sechs Wochen war das Leben echt toll für mich. Parties, Mädels, Einser in der Schule und Gaudi bis zum Abwinken. Wer’s glaubt ist selber Schuld. In echt sah es ein wenig anders aus. Ich habe echt geglaubt sie kommt zurück, wenn sie merkt, daß der Andere schlechter ist als ich. Wie sich der Mensch doch täuschen kann. Ich erinnere mich an einen Satz der auf Boxweltmeister zutrifft: "They never come back!".
Nun, einige haben es trotzdem geschafft, ich nicht. Heute stört mich das nicht mehr, aber damals habe ich mich an alles geklammert, was mich zu ihr zurückgebracht hätte. Da wird jeder Blick zu einem Liebesbeweis und jedes lästern über den Freund wird sehr hoch angesehen. Das müßt ihr euch mal vorstellen, da ruft die bei mir an und erzählt, daß ihr neuer Freund ein Idiot ist, und das er ihr auf die Nerven geht. Ist ja klar, das ich wieder Hoffnungen geschöpft habe, wie schon sooft zuvor auch, bei der Judith, bei der Steffi, bei der Siglinde, bei..., ja bei wem denn noch? Auf jeden Fall macht man sich halt so seine Hoffnungen wenn man Abends im Bett liegt. Wenn man so im Bett liegt und an all die schönen Zeiten denkt, glaubt man halt nicht an die Worte seiner Banknachbarin, der Judith, die letztendlich Recht behalten hat, aber ich es nicht glauben wollte. Sie hat gemeint, die Karin würde nie mehr zurück kommen." Ich hätte ihr das besser schon im Dezember geglaubt und nicht erst im Mai. Aber dafür war dieses halbe Jahr viel zu aufrgend, und es ist viel zu viel passiert was mich vergessen lassen hätte können. Es gibt da so ein paar Sachen die ich euch unbedingt noch erzählen muß. Ich wollte sie um jeden Preis zurück. Also habe ich mir gedacht: "Von nichts, kommt nichts!". Oder ich hielt mich an das Sprichwort meines Chemielehrers: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.". In Chemie habe ich eine 5. Ich mußte ihr also möglichst oft alleine begegnen und mit ihr reden. Ich beschloß, sie jede Früh mit dem Fahrrad an einem Punkt, an dem sie auf jeden Fall vorbeiradeln mußte, abzufangen, und mit ihr in die Schule zu fahren. Im Winter bei 0 Grad, mit dem Fahrrad -lustig sag’ ich euch, lustig. Zum Glück mußte ich für diesen Spaß nur einen kleinen Umweg von 1,5 Kilometer machen. Aber nicht nur das, mit dem langen Schlafen war es jetzt auch vorbei. Ich mußte, weil sie immer so früh in die Schule fährt, immerhin eine Viertelstunde früher aufstehen. Was man nicht alles für eine Frau tut, der Hammer, echt wahr. In meinem Tagebuch schrieb ich damals von einem "Krieg um ein Mädchen". Ganz ehrlich, ich finde Krieg dumm. Man kann bei einem Krieg nur als Verlierer aus der Schlacht gehen, egal ob man gewinnt, oder verliert. Mir braucht echt Niemand jemals was vom verlieren erzählen, ich weiß am besten von allen wie man Sachen in den Sand setzt. Eine Schlacht entscheidet keinen Krieg, heißt es. Wenn es aber nur eine Schlacht gibt, und diese dann verliert, was macht man denn dann? Auf jeden Fall geschah irgendeines schönen Tages das, auf was ich solange schon gewartet hatte. Die Karin machte nach sechs Wochen mit ihrem Freund schluß. Die Freude war groß, aber nur von sehr kurzer Dauer. Sie hatte es mir erst Tage später erzählt, und das nur eher flüchtig. Ich wußte es damals vom Flo, der zu dieser Zeit, ein besseres Verhältnis zu ihr hatte, als ich. Immer wenn man dann denkt, sie kommt wieder, dann geschieht das schier Unglaubliche, Sachen die es im Grunde nicht geben kann, bzw. nicht geben darf. So Sachen wie: "Du Harry, ich habe mich in den Basti verknallt, kannst Du mir nicht helfen an ihn ranzukommen?". Nach dieser überaus tollen Nachricht wäre ich am liebsten in die Schutter gefahren. Die Schutter ist ein Bach den ich in der Früh immer mit der Karin entlangfuhr. Irgendwie glaubte ich einen Höhrschaden zu haben. Hatte die mir gerade wirklich erzählt, daß sie auf einen meiner besten Freunde den Basti spinnt? Es kann nur so sein, sonst hätte sie wohl kaum eine Antwort von mir verlangt, ob ich ihr nicht wirklich helfen kann? In solchen Fällen schau ich zum Himmel und überlege ob mich Gott absichtlich bestrafen will, oder ob er schauen will, wieviel der Heckl Junior verträgt, bevor er einmal an einem Sonntag freiwillig in die Kirche geht. Es tat mir soo leid, die Karin enttäuschen zu müssen. Leider war zu diesem Zeitpunkt der Basti Hals über Kopf in die Siglinde verknallt. Es handelt sich um die gleiche Siglinde in die ich damals auch verliebt war. Sie wollte es nicht glauben. Sie hat gemeint, das er vielleicht doch mit ihr geht, wenn sie sich recht an ihn ranschmeißt. Falls der Basti wirklich aus sie gesponnen hätte, hätte ich nichts gegen die beiden unternommen. Wegen einem Mädchen würde ich nie eine jahrelange Freundschaft auf’s Spiel setzten, noch dazu wenn es eine ist, die sowieso alle nach spätestens sechs Wochen davonhaut. Der Basti wußte natürlich das sie auf ihn gesponnen hat. Nicht von mir, sondern vom Roman. Ist doch klar. Der ging damals noch mit der Dani. Die Karin hatte also indirekt sehr gutem Kontakt zum Basti. Leider sendet die Karin absolut nicht auf Bastis Wellenlänge. Ich bat den Basti also, es ihr zu sagen. Nach einiger Zeit hatte ich ihn dann soweit, er rief bei ihr an. Klingt komisch "hatte ich ihn dann soweit", aber ich habe ihn lediglich darum gebeten es ihr zu sagen. Er hat’s wirklich gemacht. Das war nett von ihm, wer aber glaubt, sie würde doch wieder zu mir kommen, der ist auf dem Holzweg, sie sucht sich ganz einfach den nächsten Loser der Nation und geht mit dem. Die Sache war folgende: sie macht doch mit dem Markus Tanzkurs. Dieser Markus hat einen Freund der Stefan heißt, Der geht auch in meine Parallelklasse und hatte bis dato auch noch keine Freundin. Noch nichts von meinem Glück ahnend stand ich an dem Platz wo wir uns jede Früh trafen. Es war wohl eine gute Woche her, seitdem sie vom Basti eine Abfuhr bekommen hatte, als sie mir eine neue Hiopsbotschaft unterbreitete: "Du Harry, kennst Du einen Stefan, der in deine Paralleklasse geht und ein guter Freund von meinem Tanzpartner ist?". "Ja, schon, warum?". Jetzt kommt’s: "Ich finde ihn so süß, der gefällt mir voll gut, der kennt mich schon ein bißchen. Würdest Du mir einen Gefallen tun?". "Ähh, was?". "Könntest Du ihm von mir ein liebes Bussi ausrichten?". Ja sag’ a mal, spinnt denn die Frau, die glaubt doch nicht im Ernst, daß ich einem Andern ein schönes Bussi von ihr ausrichte, oder etwa doch?". Für so ein Verhalten kann es nur eine logische Erklärung geben: die will wirklich nichts mehr von mir. Anders könnte ich mir dieses Verhalten nämlich nicht erklären, aber ich bin auch kein Verhaltensforscher. Ich war so sauer, daß ich dem Stefan wirklich ein "liebes Bussi" ausgerichtet habe. Der wußte gar nicht wie ihm geschieht, der hatte noch nicht einmal gewußt, daß die Karin auf ihn stand. Könnte es sein, daß er es durch mich erfahren hatte? Was glaubt ihr denn? Hat er es durch mich erfahren? Ja? Ich muß euch Recht geben, ihr kennt mich wirklich sehr sehr gut. Es dauerte keine zwei Wochen, danach hatte der Stefan seine erste Freundin, und die Karin ihren ach was weiß ich wievielten Freund. Die nächste Sache hat auch was mit Religion zu tun. Ich habe Gott versprochen auf mein Weihnachtsgeschenk, einen neuen Computer, zu verzichten, falls die Karin zurükkommt. Eine Woche vor Weihnachten trudelte dann die nächste frohe Botschaft bei mir ein, und zwar telefonisch. Mein Computerhändler rief bei mir an, um mir zu sagen, daß der neue Computer frühestens ab Ende Januar wieder lieferbar sei. Also wurde es nichts aus meinem Weihnachtsgeschenk. Kann es sein, daß mich da jemand falsch verstanden hatte? Ich sagte: "Wenn sie zurückkommt, dann verzichte ich auf meinen neuen Pc.". Ich hatte nie gesagt: "Ich verzichte auf meine Freundin und auf meinen Pc.". Mein erstes Weihnachten ohne Geschenk. Eine tolle Sache. Deshalb ging ich an Weihnachten auch nicht in die Christmette, als Stafe sozusagen. Ich verspreche euch, wenn das diese Jahr an Weihnachten wieder so ist, dann schließe ich die elektrischen Weihnachtskerzen an meine Licherorgel an, und höre ganz laut irgendeine Musik, die absolut nicht mit Weinachten zu tun hat. Übrigens, jeder der jetzt noch liest, kann bei mir für nur 10 Mark und einem ausreichend frankierten Rückumschalg die bronzene NBL - Treuenadel bestellen. Diese Abzeichen gibt es auch in Silber und Gold. Allerdings müßt ihr mir sagen in welchem Kapitel auf diese aufmerksam gemacht wird, sonst könnte ja jeder einfach so eine Treuenadel bestellen, ohne das er soweit gelesen hat. Wo ich schon gerade bei der Werbung bin: "Die Natural Born Loser - Treuenadel, vom Loser, für Loser, und solche die es werden wollen.". So ein Buch finanziert sich nunmal nicht von selber, deshalb muß ich nocheinmal Werbung machen, und zwar für Harrys Echte: " Ich weiß noch ganz genau, wie ich den 1. Kuß von einem Mädchen bekommen habe, sie hieß Karin und ich war 16. Ich hatte schon ein wenig Hemmungen meine Lippen auf ihre zu drücken, doch dann, ich werde nie diesen ersten Geschmack vergessen; Kaugummi und Mundgeruch und unheimlich gut. Ich spürte, Du mußt etwas ganz besonderes sein, wenn ein Mädchen Dir so einen wunderbaren Kuß schenkt. Ja, nun küsse ich wieder alleine, und was sonst würde ich mit meinen siebzehneinhalb Jahren tun, denn es war ja sie, die schluß gemacht hat.". Ein paar Tage vor Weihnachten gab es bei mir die traditionelle Weihnachtsparty. Leider hatte ich die Karin auch eingeladen. Was heißt leider? Ich hätte schon gewollt, daß sie kommt, aber nicht in Begleitung eines Freundes. Ich wollte es nicht sehen, wie sie der Stefan in meinem Haus abknutscht. Insofern war ich froh, daß sie nicht gekommen ist. Man möchte nicht glauben, wie schnell Mädchen beleidigt sind, nur wenn man ihnen sagt, daß sie ihren neuen Freund gefälligst Zuhauuse lassen sollen. Die Drohung mit dem Rausschmiß war wohl doch zu viel. Auf dieser Party lief einiges schief. Der Basti wollte mit der Siglinde zusammenkommen, aber es hat nicht funktionniert. Das lag nicht zuletzt am Flo, der sich an sie ranmachte, und ihr an die Wäsche wollte. Ob er besoffen war oder nicht spielt keine Rolle, er hat ganz genau gewußt, was der Basti für die Silglinde empfindet. Entsprechend fertig war der Basti auch. Noch dazu ging der Flo zu diesem Zeitpunkt noch mit der Katja. Es war ein Sauerei von ihm, aber als ich ihm das nach den Ferien vorhielt, war Hochwürden eingeschnappt. Man darf halt nichts gegen seinen Führer sagen, weil ein richtiger Führer duldet keinen Widerspruch von einem seiner Untertanen. Außerdem wollte er wissen was mit mir und der Verena ist. Moment einmal. Mit mir und der Verena? Ihr ahnt gar nicht was die Leute alles aus zwei sich gut vertragenden Menschen machen. Man nimmt sie in den Arm, tanzt mit ihr etwas näher als normal zusammen, und schon ist men ein Pärchen. Wenn man das dann noch dem Flo entsprechend vermittelt, dann brennen bei ihm die Sicherungen durch. Eines müßt ihr euch merken: "Man darf sich von niemanden unterkriegen lassen, oder gar ausnutzen.". Der Flo hatte wohl geglaubt ich renne ihm nach, aber was zuviel ist, ist zuviel. Überhaupt habe ich angeblich über ihn gelästert. Die Sache war so: ich fand das Verhalten vom Flo in der letzten Zeit äußerst merkwürdig, Also fargte ich den Dennis: "Bilde ich mir das ein, oder führt sich der Flo im Moment ein wenig komisch auf?". "Nee, da hast Du schon recht, der spinnt zur Zeit ein bißchen.". "Meinst Du wir sollten mal mit ihm Reden?". "Nö, ich halt mich da raus.".
"Na gut, dann lassen wir es eben.". Wenn nun aber der Dennis und der Stefan, der aus meiner Klasse, der bei diesem Gespräch auch dabei war, zum Flo hinrennen und ihm erzählen, daß ich über ihn lästern würde, dann finde ich das schon ein starkes Stück. Ganz klar, wenn man mit einem über eine Sache reden will, dann lästert man natürlich über ihn. Seit diesem Streit habe ich so gut wie kein Wort mehr mit ihn geredet. In den Weihnachtsferien waren der Basti, der Patrick, der Roman, die Astrid (Patricks Freundin), die Sieglinde und ich in Brixen. Romans Opa hat ein Zweizimmerwohnung in Brixen. Die Woche die wir dort verbrachten war echt voll lustig. Streit gab’s natürlcih auch, aber auf den stellt man sich ja ein, wenn man sich eine Woche Tag und Nacht auf der Pelle hockt. Wir unternahmen viel. Vor lauter Aktivitäten vergaß ich sogar meine Gedanken an die Karin. An Silvester allerdings, wurde es mir auf einmal wieder zuviel. Ich mußte daran denken, daß ich eigentlich Silvester mit ihr verbringen wollte. Wir wollten ursprünglich zusammen mit ihrem Eltern in Kelchsau Neujahr feiern. Irgendwie überkamen mich an diesem Abend die Gedanken an sie. Ich bin dann vor den Anderen nach Hause gegangen, denn ich wollte meine Ruhe haben. Was mir die Anderen so erzählt haben, muß es noch ein sehr lustiger Abend gewesen sein, aber mir war an diesem Abend die Lust zum feiern vergangen. Die Ferien gingen so schnell wie sie gekommen war. Eines Morgens waren wir dann da, wo wir alle am liebsten sind, in der Schule. Der Alltag hatte uns eingeholt, aber keine Angst, ich erzähle schon nichts von diesem langweiligen Schulalltag. Ich mache jetzt wieder einen größeren Sprung, genauer gesagt, bis Mitte Februar. Diesen Sprung mache ich, weil in dieser Zeit nicht viel geschehen ist, außer vielleicht das Trauern um meine Ex-Freundin, meine 6er in der Schule und der Streit mit alten Freunden, aber damit möchte ich euch nicht auf die Nerven fallen, den diese Monate alleine würden ein ganzes Buch ergeben. Man könnte diese Monate sozusagen als verlorenes Kapitel dieses Buches ansehen. Vielleicht entschließe ich mich ja eines Tages dazu über diese Monate ein zusätzliches Kapitel anzufertigen, aber jenes muß ich mir noch schwer überlegen, außerdem würde dieses Buch dann doch eher ein Liebesroman werden. Ich halte nicht viel von schmalzigen Liebesromanen, ebensowenig wie von schmalzigen Liebesfilmen: "Oh Ashley!", dürfte wohl jedem bekannt sein. An einem Samstag war ich mit dem Stefan, der aus meiner Parallelklasse fort. Ich erfuhr, daß er schon seit sechs Wochen nicht mehr mit der Karin ging. Er hatte einen wahnsinnigen Haß auf sie. Verständlich, denn er wurde schon nach vier Wochen von ihr abserviert. Wir beide schmiedeten Rachepläne gegen die Karin. Mir viel natürlich eine Sache ein, auf die sie mit größter Wahrscheinlichkeit extrem stark reagieren würde, exotherm könnte man sagen. Ich habe zu ihm folgendes gesagt: "Wenn Du sie verarschen willst, so daß sie vielleicht sogar weint, dann gehst Du zu ihr hin und sagst folgendes: "Gerolfinger Eichenwald, 1000 jährige Eiche, und das Du über alles von mir informiert worden bist, und das Du ihr sowas gar nicht zugetraut hättest.". Ich habe ihn natürlich nicht erzählt was damals geschehen ist, aber es hing nur davon ab, wie er es ihr beibringt. Das nächste Mal traf er sie am Montag um fünf im Tanzkurs. Als dann am Montag um halb acht bei mir das Telefon läutete, und ich verlangt wurde, wußte ich schon, daß er es wohl sehr gut rübergebracht haben mußte. Wahnsinn war die sauer. Dieses Telefonat werde ich meinen Lebtag nicht vergessen. Sie hat mich gefragt, was mir einfällt, einfach so intime Sachen von uns rumzuerzählen, und ob es mir Spaß macht. Sie versuchte es mit einer weinerlichen Stimme. Ich hab’ nur gemeint sie soll sich nicht so anstellen, und das die Tour mit den Tränen bei mir nicht zieht. Auf einmal klang ihre Stimme ganz normal, ohne dieses geheuchelte Geheulte. Selbstverständlich tat ich so, als würde ich gerne über solche Sachen erzählen. Das schien sie dann doch zu treffen. Mit einem: "Du bist ein dreckiges Arschloch!" schien sie dieses Gespräch beendet zu haben. Ich erkannte es am Knacken in der Leitung und daran, daß ich auf mein "Hallo" keine Antwort mehr bekam. Irgendwie fühlte ich mich komisch, aber wer denkt, sie hätte mich in Ruhe gelassen, der irrt sich. Wie schon sooft erwähnt schaue ich praktisch nie Nachrichten. Es war also reiner Zufall, daß ich es am kommenden Freitag tat. Zwei zehnte Klassen vom Reuchlin, darunter die vom Puri und die von der Karin, fuhren ab Dienstag nach Bonn, um dort den Bundestag anzuschauen, und eine Bundestagssitzung anzuschauen. Jetzt kommt eine Sache, die es eigentlich nie geben kann, aber ich machte sie möglich. Ich, wem sonst, könnte sowas schon passieren. Wie gesagt, es war Freitag. Ich hatte wollte mich mit meinen Freunden um halb acht im Stadtcafé treffen. Es war sieben Uhr, und wegen einer Viertelstunde wollte ich meinen Pc auch nicht mehr einschalten. Ich hätte es wohl besser getan, das hätte mich vor dem Schock meines Lebens bewahrt. Ich beschloß ausnahmsweise einmal Nachrichten zu schauen. Die Debatte ging um den Abtreibungsparagraphen und die Kamera strengte sich an, die Politiker, die ihre Weisheiten von sich gaben, ins Bild zu bekommen. Auf einmal schaltete die Kamera ins Publikum. Ich saß gelassen auf meiner Couch als ich mir dachte: "Hmm, komisch, irgendwoher kennst Du dieses Mädchen, welches sie da gerade von der Seite zeigen. Die schaut genau aus wie die ...", in diesem Moment drehte sich der Kopf dieses Mädchens zufälligerweise genau in die Kamera, was keine Zweifel mehr zuließ, "... Karin!". Ich stützt meinen Kopf mit meinen linken Arm, sonst wäre er vor lauter Schock wahrscheinlich runtergefallen. Ich stellte mir die Frage, ob ich ein Dauerlos für Pech gewonnen hatte, oder ob ich unter einem schlechten Stern geboren war, oder ob ich träume, oder ob es das noch geben kann oder darf. Das müßt ihr euch mal vorstellen, da sieht man die Ex-Freundin in den Nachrichten, wo man sonst doch nie Nachrichten anschaut. Ihr könnt euch mal die Wahrscheinlichkeit ausrechnen, wie groß die Chance ist, daß ich Nachrichten anschaue, meine Ex-Freundin in Bonn ist, dann einer Bundestagssitzung beiwohnt, sie von einem Kameramann gefilmt wird, sie nicht herausgeschnitten wird, oder jemand anders aus dem beiden Klassen gefilmt wird, und ich das ganze dann noch sehe. Die Wahrscheinlichkeit vom Blitz getroffen zu werden und dann noch zu leben, oder das ein Kernkraftwerk in die Luft fliegt dürfte höher sein. Wie war das noch mit Tschenobyl und dem Bauarbeiter der in der Nähe vom Ingolstadt von einem Blitz getroffen wurde? Zufälle gibt’s, die gibt’s gar nicht. Ich meine, der Kameramann hätte doch auch so nett sein können, und den Puri filmen können, oder? Aber diese Welt ist nicht nett zu mir, da kann der netteste Kameramann nichts dafür, woher sollte er auch wissen, daß er da meine Ex-Karin gefilmt hatte? Aber ich denke mir schon gar nichts mehr dabei. Eine Sache von solcher Tragweite konnte ich selbstverständlich nicht für mich behalten. Ich rief sofort die Susanne an, die Freundin vom Michi B. Sie hat nur gelacht, ich hätte wahrscheinlich auch gelacht, wenn man mir so eine Geschichte erzählt hätte, aber leider betraf diese Sache mich. Meine Freunde die ich etwas später im Stadtcafé traf, haben genauso gelacht. Wenn meine Berechnungen stimmen, dann ist die Wahrscheinlichkeit den Jackpot im Lotto zu gewinnen um das 1000fache größer, als seine Ex-Freundin in den Nachrichten zu sehen. Solche Sachen nehme ich einfach als gegeben hin, weil darüber nachzudenken hat doch keinen Sinn. Das Nachdenken bringt mich nur zu der Erkenntnis, das ich der Auserwählte sein muß. Der, der das Pech anderer Menschen abbekommt, und zwar nicht zu knapp. Aber der Mensch gewöhnt sich an alles, also warum auch nicht ans ewige verlieren. Eine Frage stellt sich mir aber schon und zwar:
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