Kapitel XIX: Die Neue

 

 

Endlich hatte ich es geschafft. Ich hatte mich in ein neues Mädchen verliebt. Sie hieß Juliane und ist die beste Freundin meiner Tanzpartnerin. Ich habe schon überlegt ob ich diesem Kapitel nicht einen anderen Namen gebe, z.B. "Die unendliche Geschichte" oder "Alles bleibt beim Alten", aber ich fand diese Überschrifft doch irgendwie am passendsten. Es war kurz bevor der Frank mit der Karin zusammengekommen ist. Die Silke, Angsponnene vom Basti, die Josefa, die Juliane und noch ein paar andere Mädchen beschlossen mich und den Basti in der Früh mit dem Fahrrad abzuholen um mit uns zusammen in die Schule zu fahren. Genau kann ich es nicht sagen, aber ich muß mich wohl auf einer dieser allmorgentlichen Radtouren in sie verknallt haben. Was mir auffiehl war ihre etwas direktere Art, gewisse Dinge auszudrücken, aber was das Beste war, sie schien meine perversen Witze zu mögen. Ich verzichte an dieser Stelle auf einen Witz, denn es könnten manche von euch etwas komisch auf diese Art von Witz reagieren, obwohl ich zugeben muß, daß ich über die perversen Witze am besten lachen kann. Abgesehen von ihrer direkten Art, hatte sie genau das, was ich seit einem halben Jahr gesucht hatte, nämlich das gewisse Etwas. Am Anfang hatte ich, wie immer, wenig Kontakt zu ihr, aber das sollte sich ändern. Auf einer Party vom Roman benahm sich die Karin mir gegenüber so komisch, daß es mir endgültig reichte. Die Dani war auf dieser Party auch äuserst nett zu mir. Ich weiß nicht was ich ihr gatan hatte, vor allem weil ich dachte, wir würden uns wieder vertragen. Versöhnt habe ich mich mit ihr bei einem meiner Vollräusche in der Disco. Es geschah folgendes: ich saß auf einer Bank im Garteb und vor mir stand die Dani mit dem Rücken zu mir. Ich stupste sie von hinten mit dem Finger an, und fragte sie, ob sie sich nicht zu mir gesellen will, um mit mir ein wenig zu reden. Sie schaute mich komisch an, holte mit der Hand aus, und schmierte mir eine. Danach grinste sie mich an und drehte sich wieder um. So blöd habe ich auch schon lange nicht mehr geschaut. Die Verena die neben mir gesessen hatte, stand auf, um von der Dani in Erfahrung zu bringen, warum sie mir grundlos eine gescheuert hatte. Die Dani lächelte auch sie nur komisch an, zuckte mit den Schultern, und wendete sich ebenfalls von ihr ab. Ebenfals an diesem Abend erzählte ich der Josefa, daß ich mich in die Juliane unter Umständen verliebt haben könnte. Aus ihrer Bemerkung wurde ich alerdings auch nicht recht schlau: "Bbist Du Dir sicher, ich meine, es könnte zu Komplikationen führen.". Innerhalb der nächsten Woche hatte ich dann auf einmal keine Zweifel mehr. Es war dieses Kribbeln, das mich wissen ließ: "He Harry, Du hast Dich in dieses Mädchen verknallt. In den folgenden Tagen mußte der Basti für mich ein paar Sachen erledigen. Er mußte aus der Josefa herausbringen, ob die Juliane einen hat, auf den sie spinnt, was die Juliane von mir hält, und noch so ein paar Sachen die man in diesem Fall wissen muß. Und, oh Wunder, es gab nach einigen Tagen nur positives zu vermelden. Sie hatte weder einen Freund, noch hatte sie was gegen mich, noch hatte sie einen auf den sie stand, kurzum: ich hatte Chancen. Es gab also nur noch eine Sache die mich für die nächsten Wochen interessierte: "Wie komme ich an dieses Mädchen ran?". Von Natur aus ein AMT ( Anti-Macho-Typ), ging ich mit viel Enthousiasmus an die ganze Sache ran. Auf den Tanzparties forderte ich sie oft auf. Sie liebt Tango, der Josefa gefällt Tango nicht so gut, weshalb ich oft mit der Juliane tanzen konnte. Ein weiterer Vorteil ist, daß sie sehr gerne Solw-Fox tanzt, und da ihr Tanzpartner Slow-Fox überhaupt nicht mag, geschweige denn mit ihr tanzt, mußte ich mich eben dazu bereit erklären. Am Anfang ließ ich mich schon ein wenig zu den Slow-Fox bitten, auch wenn ich es gerne gemacht habe. ( "Du mußt ein Schwein sein in dieser Welt...."). In diesen Tagen war die Welt echt einigermaßen in Ordnung. In der Schule schrieb ich ausnahmsweise einmal bessere Noten (ja, ja, die Liebe beflügelt) und außerdem freute ich mich schon jede Früh auf das Radlfahren. Glaubt mir, man wacht in der Früh ganz anders auf wenn man weiß, jetzt kommt gleich ein Mädchen, welches einem wahnsinnig gefällt. Der Basti hatte sich in die Silke verliebt und sie auch in ihm, auch wenn sie es nicht zugab. Es war nur noch eine Sache der Zeit bis die Zwei zusammenkommen würden. Um die ganze Sache also zu beschleunigen, mußte eine Party her. Vorher hatte die Josefa Geburtstag, wir waren uns nur noch nicht über den genauen Zeitpunkt der Party im Klaren. An Josefas Geburtstag brachte ich ihr ein Geschenk vorbei. Zum Glück war die Juliane auch da, und zum Glück hatte ich noch ein paar alte Sachen an, die noch vor der Zeit der "Operation Pfund weg" gekauft worden waren. Ich sah also aus wie der Märchenprinz: schön, elegant, unwiderstehlich, göttlich.... . Gut, daß ich nicht lüge. Mit der Josefa einigte ich mich darauf, daß meine Party am Tag vor Christi Himmelfahrt, einem Mittwoch stattfinden sollte, und die Party von der Josefa am Freitag nach Christi Himmelfahrt abgehalten werden sollte. Die Intellignezbestien und Streber unter euch haben genau richtig erkannt: dieses Jahr war Christi Himmelfahrt an einem Donnerstag. Am Tag vor der Party telefonierte ich erneut mit der Josefa. Ich erzählte ihr, daß der Tag der Party ein harter Tag werden würde, da vielleicht eine Musikabfrage ins Haus stand, und weil ich mit der Juliane gehen möchte. Ich sagte: "Die Musikabfrage ist leicht, aber die Sache mir der Julia wird schwer.". "Irrtum, Musik ist schwer, das Andere ist leicht.", worauf sich der kleine Heckl wieder mordsmäßige Hoffnungen gemacht hat. Der Tag meiner Party wurde von mir und vom Basti heiß erwartet. Um es gleich vorweg zu nehmen: es war die schlechteste Party die ich je gehalten habe. Es war stinklangweilig da in jedem Eck ein anderes Pärchen mit sich selbst beschäftigt war. Wenn ich euch einen Tip geben darf: haltet nie eine Party bei der von 24 Leuten, 16 miteinander gehen, von den restlichn acht, zwei mit Bier beschäftigt sind, und der Rest versucht eine Party in Schwung zu bringen- das geht nicht. Zum Schluß hatten wir dann ein neues Pärchen das aus dem Basti und der Silke bestand. Was war mit mir werdet ihr wissen wollen? Wie soll ich sagen, ich hatte wie immer einen großen Fehler gemacht. Ich wußte nicht, daß die Juliane in den Chor geht, echt nicht. Bei irgendeinem Lied fing sie dann zu singen an, und für mich klang ihr Gesang nicht so toll, worauf ich sie mit einem schmerzverzerrtem Gesich anschaute. Sie schaute mich auch an. "Was schaust Du denn so komisch, ich gehe in den Chor!". "Das ist ja schier unglaublich!". Ich hatte schon Angst sie würde mir das übel nehmen, aber sie tat es nicht, stattdessen stand sie auf und ging. Ich wollte sie nicht beleidigen, aber ich habe wirklich nicht gewußt, daß sie im Chor ist. Ich hatte ein ganz schön schlechte Gewissen, ich glaubte echt das alles wofür ich in den letzten Wochen gekämpft hatte, mit einem Schlag vorbei gewesen wäre. Ich mußte sofort mit der Josefa sprechen. Sie versicherte mir, daß die Juliane nicht sauer sei, und ich müsse mir keine Sorgen machen. Gegen Mitternacht wurde sie von ihrem Vater abgeholt. Ich brachte sie noch zur Haustür, begrüßte ihren Vater während sie das Rad im Bus ihres Vaters verstaute. Mit einem komischen Gefühl im Magen ging ich an diesem Abend ins Bett. Ich wußte ich hatte einen Fehler gemacht. Übrigens haben der Basti und ich kurz vor der Party, jeder zwei Weizen getrunken um ein wenig lockerer zu sein. Auf der Party habe ich das Bier absichtlich nicht getrunken, denn die Juliane mag kein Bier, vor allem aber mag sie nicht, wenn man nach Bier stinkt. Am Donnerstag wurden die Überreste der Party beseitigt und nochmals mit der Josefa telefoniert um auch sicher zu gehen, daß die Juliane auch ganz Gewiß nicht sauer sei. Am Freitag war dann die Party bei der Josefa. Wie in jede Party, steckte ich auch in diese wieder viel zu viele Hoffnungen, aber was will ich machen, es liegt eben in meinem Blut. Am Anfang lief alles genau nach Plan. Sie saß bei der Josefa, und ich saß kilometerweit weg von ihr, neben meinem Kumpel dem Christian. Dieser Christian ist einer der besten Freunde vom Roman. Nachdem ein Großteil der Gäste verschwunden war, und ich ganz alleine auf einem Stuhl am Tisch saß, gesellte sich die Juliane nach eine schier endlosen Zeit des wartens zu mir. Nervosität machte sich breit, und wenn sie zu mir nicht irgendwas zu mir gesagt hätte, dann hätte ich ganz bestimmt wieder einen solchen Schwachsinn von mir gegeben, den sowieso kein Mädchen interessiert. Kurz nach 1 Uhr brachte der Basti dei Silke nach Hause. Da es von der Josefa zur Silke nur ein Ketzensprung ist, wollte ich dem Basti einen kleinen Vorsprung geben, um ihm ncht bei seinen wichtigen Gesprächen mit der Silke zu stören. Böse Zungen würden behaupten, ich hätte ihnen Zeit zum küssen gegeben, aber ich bitte euch, wer küsst sich den heute noch? Ich für meinen Fall würde nie auf die Idee kommen, meine Freundin zu küssen. Ich unterhielt mich mit meiner Angesponnenen noch am Gartentör über Beziehungen. In diesem Gespräch kam ans Licht, daß die Juliane erst mit 20 einen festen Freund will, da sie glaubt, eine Beziehung würde sonst auf Dauer nicht halten. Nach drei Beispielen von Beziehungen aus meinem Freundeskreis, die schon über ein Jahr halten, wollte ich mich auf den Weg machen den Basti zu suchen, da ich nicht wußte, wo die Silke wohnt. In dem Moment wo ich auf mein Rad steigen wollte, öffnete sie hinter mir das Gartentür begleitet von den Worten: "Harrymäuschen, möchtest Du mir nicht etwas sagen?". "Doch, schon.". Sie nahm mich in den Arm, ich nahm sie in den Arm und wir machten einen kurzen Spaziergang. "Harry, es sieht so aus, als wenn alle wieder einmal gewußt hätten, wer im Moment auf mich steht, nur ich nicht. Ich bin immer die Letzte die sowas erfährt.". Normalerweise hätte ich mich freuen müßen, wenn mich ein Mädchen in den Arm nimmt, aber irgendwie war die ganze Situation so komisch. Auf diesem Spaziergang hat sie gemeint: "Du kannst Dich doch gar nicht in mich verliebt haben, dafür kennst Du mich doch viel zu kurz.". "Natürlich habe ich mich in Dich verliebt, denn ich weiß doch wen ich gerne hab’, und wen nicht." Daraufhin stallte sie sich vor mich hin, und ließ den ultimativen Spruch los: "Also Harry, ich weiß im Moment echt nichts, könnten wir vorerst nicht nur einfach gut befreundet sein, bis es weiß? Schau Harry, ich kenn Dich ja noch nicht lange. Azßerdem kenn ich nur den Partyharry und den Rednerharry, ich möchte aber auch die anderen Harrys kennen lernen.". Ich willigte ein und bat sie es mich wissen zu lassen, wenn sie bescheit weiß. Allmählich machten wir uns auf den Rückweg. Wir schlenderten gemeinsam, immer noch eng umschlungen, zurück zu Josefas Haus. "Juliane, es gibt viele Harrys. Es gibt zum Beispiel den Loserharry, den Technikharry, den Schulharry, den traurigen Harry, den verliebten Harry, den romantischen Harry und noch ein paar andere Harrys.". Genau in dem Moment indem wir bei der Josefa ankamen, fuhr uns auch schon der Basti über den Weg. Ich verabschiedete mich von der Ju, setzte mich auf mein Fahrrad und radelte mit dem Basti in Richtung Stadt. "Habe ich da eben richtig gesehen, oder seit ihr Arm in Arm durch die Gegend gelaufen. Sieht doch gar nicht schlecht aus, oder gehst Du schon mit ihr.". "Was Du da gesehen hast, war eine höfliche Abfuhr!". Kann ich mir nicht vorstellen, Harry, wenn sie schon Arm in Arm mit Dir einen Spaziergang macht.". "Ach hör doch auf. Wenn ich schon höre nur guter Freund, dann weiß Du doch was los ist, oder? Allerdings hat sie auch gesagt, daß sie mich näher kennen lernen will, quasi die anderen Seiten von mir.". "Na also, ich finde es positiv. Ich glaube schon, daß das hinhaut.". "Ganz ehrlich, ich sehe es negativ, aber vielleicht sollte ich die Flinte doch nicht gleich ins Korn werfen.". Nachdem ich den Basti wohlbehalten bei ihm Zuhause abgeliefert hatte, fuhr ich allerdings nicht sofort nach Hause, sondern ich fuhr in die Stadt. Dorthin war nämlich Frank auch gefahren. Ich traf ihm in seiner Stammkneipe im Jerremy. Ich erzählte ihm was gerade eben vorgefallen war. Er stimmte mir zu, es war negativ. Da ich auf der Party nicht genügend Bier abbekommen hatte, war, gerade wegen diesem tollen Spaziergang, mein Verlangen nach Bier sehr groß. Für einen wie mich, der nichts verträgt, sind ein Weizen und vier "Goaß" in einer Stunde sehr viel. Ziemlich lustig fuhr ich mit Frank nach Hause. Der Tanzkurs am nächsten Nachmittag war eine einzige Katastrophe. Außer dem Grundschritt konnte ich so gut wie gar nichts mehr. Der Alkoholkonsum vom Vorabend machte sich doch irgendwie bemerkbar. Irgendwie freute ich mich auf die Tanzparty auf die die Ju auch kommen wollte. Zu meiner Verwunderung kam sie allerdings nicht, wie könnte es auch anders gewesen sein. Ich saß gerade zufällig am Eingang, als kurz vor Ende der Tanzparty die Juliane in der Tür stand. Sie wollte mit mir reden, aber sie hätte gar nichts sagen müßen, ich konnte mir schon denken, daß es sich um eine Abfuhr handelte, weil ich mir nicht vorstellen konnte, wie sie innerhalb einer Nacht, in der sie schlief, mich näher kennen gelernt haben könnte. Wir gingen ein paar Schritte bis sie endlich das Schweigen brach: "Du Harry, ich habe gestern einen Fehler gemacht. Ich habe mich offensichtlich nicht richtig ausgedrückt. Ich mag Dich zwar, aber es ist eben nicht mehr. Ich habe im Grunde nie daran gezweifelt, aber gestern - ich weiß auch nicht.". Ich sah sie an, sagte aber nichts. "Jetzt bist Du sauer, oder. Schimpf halt mit mir, dann fühle mich nicht ganz so schlecht.". "Nein ich schimpfe Dich nicht, warum auch. Du kannst auch nichts dafür, wenn Du mich nicht liebst." "Nett, daß Du mich nicht schimpst, wahrscheinlich bist Du zu gut für mich.". Jawohl, ich hab’s immer gewußt, ich bin einfach zu gut für diese Welt. Warum hätte ich schimpfen sollen? Ich schimpfe eben selten mit Leuten, noch dazu kann ich nicht mit jemanden schimpfen, in den ich verliebt bin. Was ich aber nicht ausstehen kann, ist der Spruch vom "guten Freund". Ich meine: gute Freunde habe ich genug, da kommt’s auf einen mehr oder weniger auch nicht mehr an, und wenn es nur um’s reden geht, dann kann ich gleich mit mir selbst reden, allerdings hat das den Nachteil, daß ich die Antwort schon im Voraus kenne. Der Mann ist geboren um allein zu sein, heißt es. Aber wo bitteschön bin ich ein Mann, ich bin noch nicht einmal 18, bin Jungfrau und Harre wachsen auch noch keine auf der Brust. Ich bin im Grunde gar kein Mann, warum muß ich also alleine Leben, warum? Langsam ging ich zurück auf die Tanzparty, und das erste was ich tat, war, daß ich mir ein Weizen bei der Steffi an der Bar bestellt habe. Glaubt mir, es war nicht das letzte an diesem Abend. Auf der Tanzparty folgten noch zwei weitere innerhalb einer halben Stunde. In den nächsten zwei Stunden trank ich dann nochmal drei. Summa sumarum macht das drei Maß an diesem Abend. Leider hatte ich den Rausch vom Vortag vergessen, weshalb ich an diesem Abend leider nicht soviel wie normal vertragen habe. So einen Rausch habe ich noch nie gehabt. Ich konnte keine Schriften mehr lesen, und dem Basti, der mich heimbegleiten mußte, bin ich dreimal mit dem Fahrrad reingefahren. Wenn es stimmt was er mir erzählt hat, dann habe ich mich auf der Wiese, kurz vor unserem Haus, ins Gras gesetzt und mit den Blumen gespielt. Ich kann nur lachen bei dem Gedanken daran, daß ich mich ins Gras gehockt und mit dem Blumen gespielt habe. Am nächsten Morgen war mir so schlecht, daß ich mich übergeben mußte. Irgendwie bon ich dumm, es bringt nämlich gar nichts sich wegen einem Mädchen zuzusaufen, aber wenn man eine so nette Abfuhr bekommt, dann erscheint es einem als das einzig Richtige. Aber wer meint ich würde aufgeben, der irrt sich. Nur weil mir eine mitten ins Gesicht sagt, daß sie nichts von mir wiil ,gebe ich dieses Mädchen noch lange nicht auf. Ein Kampf ist erst vorbei, wenn ich aufhöre, und bis ich etwas beendige, das kann lange dauern, sehr lange. Bei der Juliane habe ich den Kampf noch nicht aufgegeben. In den Pfingstferien waren wir, d.h. der Basti, die Josefa, die Juliane, die Silke und ich, oft miteinander weg. Wir haben viel unternommen. Wir gingen zum Tanzen, in die Stadt und auf’s Volksfest. Mitten in den Ferien fuhren der Puri und icvh auch einmal nach München. Er hatte 1100 Mark, und ich hatte 700 Mark dabei. Wir haben uns neue Computerspiele und noch ein paar andere Sachen gekauft. Gegessen haben wir auch sehr gut, aber auch nicht ganz billig. 50 Mark pro Person für ein Schnitzel, eine Suppe und zwei Cola sind nicht ganz billig, aber wenn man mit so einem Haufen Geld nach München fährt, dann kommt’s auf ein paar Mark hin oder her auch nicht mehr an. Am selben Tag ging ich dann auch noch auf’s Volksfest. Wer aber glaubt die Ju wäre mir aus dem Weg gegangen, glaubt falsch. Sie war ständig in meiner Nähe, und sie ist bei den Fahrten auch mit mir in die Zweiergondeln eingestiegen. Bei einem etwas schnelleren Karussel, hat sie mich sogar gebeten, sie festzuhalten, obwohl vor uns ein Bügel war. Es war ein schöner Abend für mich, vorallem weil ich neue Hoffnugen geschöpft habe. Am Freitag war ich nochmal auf dem Volksfest. Diesesmal mit dem Sturmi, dem Dieter, der Anke und dem Basti. Der Abend verlief so wie man es erwarten konnte. Wiesenbrezen, ein paar Maß Bier, viel Gaudi, Spaß und gespräche mit Engländern die im Bierzelt mit uns am gleichen Tisch saßen. Kurz bevor wir uns auf den Nachhauseweg machten, zwängte sich eine etwas dickere Frau mit einem ganzen Strauß mit langstieligen Rosen durch das Bierzelt. Ich schaute den Basti an: "Du, Basti, ich habe eine gute Idee, was hälst Du denn von einer kleinen Aufmerksamkeit für die Mädels!". "Keine schlechte Idee, aber Du mußt mir vielleicht ein bißchen Geld leihen, weil ich fast nichts mehr habe.". "Geht klar.". Wir erhoben uns, verabschiedeten uns vom Sturmi, der Anke und dem Dieter, gingen zu der Frau mit den Rosen und kauften zwei Stück. Beim Basti überlegten wir dann fieberhaft, was man am besten auf einen Liebesbrief schreibt, den man in einen Umschlag an eine Rose klebt. Ich schrieb in meinen Brief: " Liebe Juliane, ich hoffe Du magst Rosen. Diese hier stammt von einem Verehrer der sich wahnsinnig in dich verliebt hat.". Zugegeben, es klingt ein wenig komisch, aber ich habe noch nie im richtigen Moment die passenden Worte gefunden. Ich hatte mit der Juliane ausgemacht, daß sie mich am Samstag anruft, damit ich weiß, ob sie zur Tanzparty geht. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es mich bei jedem Telefonanruf gerissen hat. Dabei hätte ich gar keine Angst haben brauchen, denn wir haben eine Geheimnummer, die nicht im Telefonbuch steht. Irgendwas sagt mir, daß ich ihr doch vielleicht besser meine Nummer gegeben hätte, denn wie hätte sie mich den sonst anrufen können. Sicherlich hätte sie bei der Josi anrufen, und nach meiner Nummer fragen können. Aber wie Mädchen so sind, sie rufen lieber bei ihren Freundinnen an, und lassen diesen Freundinnen ausrichten, daß sie auch zum Tanzen gehen. In diesem Fall rief mich die Silke an und richtete mir aus, wann sie kommen und mich abholen. Von den Rosen die der Basti und ich vor ihre bzw. Julianes Tür gelegt habe sagte sie nichts. Dies verwunderte mich doch irgendwie, aber andererseits war ich auch froh, daß sie nichts gesagt hat. Um halb fünf klingelten duie zwei an der Tür. Auch auf dem Weg zum Tanzen sagten sie nichts. Der Basti wollte gegen sechs Uhr nachkomme, weil er vorher noch Golf spielen mußte. Gegen sechs tanzte ich gerade mit der Ju, als von hinten die Silke mit ihrem Tanzpartner an mich herantanzte und von mir etwas wissen wollte was ich leider nicht beantworten wollte: "Du Harry, neigt Bastis Schrift mehr nach links, oder nach rechts.". Ich unterdrückte mir das Lachen und antwortete: "Tut mir leid, ich sitze nicht mehr neben ihm. Ich weiß es wirklich nicht.". Natürlich weiß ich in welche Richtung sich seine Schrift krümmt, aber das wäre doch ein wenig zu verdächtig gewesen. Ich sollte euch doch erzählen, daß wir auf die Liebesbriefe keine Namen geschrieben haben. Blöd, ich weiß, aber wir wollten doch "heißes Verehrerraten" spielen. "Äh Silke, warum interessiert Dich das? Stimmt etwas nicht mit seiner Schrift? Schreibt er so undeutlich oder was?". "Nein, nein, passt schon.". Die Juliane meldete sich in just diesem Moment zu Wort. "Harry, Du hast auf jeden Fall ein Sauklaue." Hoppla, war das vielleicht eine Anspielung. Ich mußte eine kurzen Witz erzählen, damit ich einen Vorwand für mein lautes Lachen hatte. Es ereigneten sich aber noch andere äuserst lustige Gespräche, bei einem Slow-Fox mit der Ju zum Beispiel: "Was meinst Du was ich heute Früh vor meiner Haustür gefunden habe? Eine Rose.". "He, ist doch toll, oder!". "Im ersten Moment war ich ein wenig schockiert, aber dann habe ich mich doch gefreut.". "Hätte ich ich warscheinlich auch.". "Ich dachte nur, ich hätte die Sache bereits geklärt.", ausnahmsweise gab ich ihr keine Antwort. "Ganz schön hartnäkig.". "Ja, mei.". Wollt ihr wissen was ich mir in diesem Moment dachte? "Scheiße,...", hab’ ich mir gedacht "war wieder nichts.". Meine Stimmung sank im Nu in den Keller. Die Ju würde "Weltschmerz" sagen. Ich hatte also Weltschmerz. Super, hauptsache es geht mit gut, und ich bekomme wieder etwas negatives von einem Mädchen zu hören. In den nächsten Tagen geschah auch nicht viel. Nur einemal, als ich die Juliane und die Josefa nach Hause brachte, und der Basti bei der Silke war, bekam ich wieder ein paar nette Sachen von der Ju zu hören. "Wir könnten eigentlich den Club der einsamen Herzen gründen". "Könnten wir durchaus", entgegnete ich ihr. "Na ja, für mich wird schon auch noch der Richtige kommen". Danke, genau das wollte ich hören. In der zweiten Woche der Pfingstferien waren bei der Silke und bei mir, noch ein paar gemütlich Abende, weil unsere Eltern in den Urlaub gefahren waren. An diesen Abenden ereignete sich für mich nicht großartiges von Bedeutung, zumindaet nichts, was mich neue Hoffnungen schöpfen hätte lassen. Am Samstag, vorgestern also, wollte sie meine Telefonnummer haben, wenn das nichts ist, aber es kam an diesem Abend noch besser. Für mich erfüllte sich ein Traum. Etwas was ich nie geglaubt habe, daß es geschieht. Wir saßen in meinem Hobbyraum, als mich die Juliane etwas fragte, was eine Jungfrau, ich meine das Sternzeichen, eigentlich nie gefragt werden kann, noch dazu von einem Mädchen auf das man spinnt. "Harry, zeigst Du mir mal Deinen Computer?". Ich war echt gerührt, sowas kann nur ein eindeutiger Liebebeweis sein, findet ich nicht auch? Wie üblich brachten wir sie Heim. Als wir auf mein Buch zu sprechen kamen, meinte sie: "Wenn Du schine ein Buch über Dich schreibst, und Du willst, daß es die Leute lesen, dann mußt Du schon ein Happy End haben, weil Romane ohne Happy End verkaufen sich nicht. Sie schien nicht zu wissen, daß sie im Moment die einzige ist, die etwas daran ändern kann. Ich meine im Moment liebe ich eben sie, und jeder der bis hier gelesen hat, weiß das es lange dauert, bis ich von ihr loskommen werde, und mich auf eine andere versteifen kann. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden, dafür wurde es aber an einem Tag von Kaiser Nero niedergebrannt. Jetzt sitze ich hier, tippe mein Buch für euch, und stelle fest, daß es langsam dem Ende zugeht. Ich häzze gerne ein Happy End gahabt, aber leider hat es nicht geklappt, doch zu euerem Leidwesen habe ich noch keine Lust um aufzuhören zu schreiben, deshalb kommt jetzt noch ein Kapitel.

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