Kapitel II: Das Christoph-Scheiner-Gymnasium
In den ersten Tagen an der neuen Schule kannte ich kaum jemanden, außer ein paar meiner alte Klassenkameraden. Leider saß ich in der ersten Bank und konnte mich kaum auf die Damenwelt meiner Klasse konzentrieren. Ich weiß über diese Zeit auch nicht mehr allzuviel. Fest steht, daß mir irgendwann ein Mädchen in meiner Klasse auffiel, das mir sehr gut gefallen hat, und das bis zum heutigen Tag auch immer noch tut. Dieses Mädchen war die Steffi. Übrigens handelt es sich um eine "neue" Steffi, nicht um die aus der Volksschuhle, die sollte ich erst im Tanzkurs wieder treffen. Am Anfang fand ich sie gar nicht so toll. Sie ging ursprünglich in der Masse von Schülern und Schülerinnen unter, wie gesagt, am Anfang. Ich weiß was ihr jetzt denkt. Dieser Spinner der immer noch den Vergleich mit seinen alten Klassenlieben, aus der Volksschule, sucht und ihn doch nie findet. Mir wurde dann allerdings sehr schnell bewußt, daß es auf dieser Welt noch andere hübsche Mädchen gibt. Auf jeden Fall fing ich an diese Steffi zu mögen. Im ersten Moment fand ich sie einfach nur nett, dann allmählich kam es einfach über mich. Ich begann mich im Unterricht nach ihr umzudrehen, versuchte möglichst oft in ihrer Nähe zu sein, und machte den großen Fehler, dieClownrolle in unserer Klasse zu übernehmen. Dies sollte sich aber mit der Zeit als sehr nachteilig herausstellen. Ich versuchte einen Gag nach dem anderen zu reißen und hatte dabei nur sehr geringen Erfolg. Bei anderen aus meiner Klasse schien dies besser zu klappen, zumindest gelang es ihnen Witze zu machen ohne dabei ins Fettnämpfchen zu treten. So zum Beispiel meinem Mitschüler und später langjährigen Freund Michael Sturm. Er war der Joker in unseren Reihen. Er war immer schon einen halben Kopf größer wie die anderen, hatte rote, kurze lockige Haare und war kräftig gebaut. Nicht das er dick oder gar fett gewesen wäre, nein, er war muskulös. Im Gegensatz dazu muß ich gestehen, daß ich schon immer ein guter Esser war. Ich war nie extrem Fett, aber auch keineswegs gut gebaut. Ich war rund und pummelig. Ich hatte mir nie etwas dabei gedacht "leicht" rundlich zu sein. Ganz im Gegenteil, ich fühlte mich wohl so wie ich war. Ich hätte nie im ernst daran geglaubt, daß ich wegen soetwas bei den Damen weniger, sprich überhaupt keine, Chancen haben sollte. Damals war es mir relativ egal wie ich durch die Gegend lief. Meine Hosen waren vom Woolworth und saßen einfach nie wie sie es sollten. Entweder waren sie zu weit, später dann nicht mehr wegen Gewichtszunahme, zu kurz oder zu lang. Aber das machte mir ja nichts aus. Ich hatte ja meinen Charme und meine Pölsterchen die mir halfen bei der Dame meines Herzens abzublitzen. Doch zurück zum Michi. Er spielte Tennis und das nichteinmal schlecht. In seinem Jahrgang wurde er bei uns in Ingolstadt Stadtmeister. Er war eben ein durchtrainierter Sportler. Er konnte einfach alles. Er war gut im Laufen, Leichtathletik, Bodenturnen, am Barren, beim Basketball, im Jägerball usw. Es gab nur zwei Sportarten in denen ich mich mit ihn messen konnte. Das war zum einen Schwimmen, weil ich zwei Jahre im Verein geschwommen bin, und das andere war Handball. Oh, bäh werdet ihr jetzt sicherlich denken, der spielt Handball. Dazu muß ich ein paar Ding erläutern. Es ist wahnsinnig lustig beim Handball ständig den Ersatzspieler machen zu müssen. Außerdem ist es ein Mannschaftssport, der wahnsinnig Spaß macht, wenn man (ich) nicht gerade mit dem Trainer Krach hat. Ich bin eigentlich immer gut mit meinen Trainern ausgekommen, bis auf einen gewissen Norbert, mit dem ich mich so in die Haare gekriegt habe, daß ich aus dem Verein ausgetreten bin. Wie sich mit der Zeit herausstellte, war dieser Michael ein voll super Kerl, mit dem ich mich sehr gut verstand. Wir wurden Freunde und das sind wir bis zum heutigen Tage geblieben, auch wenn er mittlerweile nicht mehr in unsere Kasse geht. Ein anderer aus meiner Klasse der ebenfalls mein Freund wurde, ist der Sebastian. Anfangs hatte ich mit ihm nur sehr wenig Kontakt. Dies änderte sich aber, als mir bekannt wurde, daß seinen Eltern der Reiterhof gehörte der mit den Fahrrad, von mir aus, innerhalb von 10 Minuten zu erreichen war. Als wir erfuhren, daß wir so nahe beieinander wohnten, beschlossen wir, mit dem Fahrrad in die Schule zu fahren. Es war schon ein lustige Zeit, damals in der fünften Klasse. Ich weiß nicht wie die anderen damals über Mädchen dachten, wir haben in dieser Zeit so gut wie nie über Mädchen gesprochen. Vielleicht lag es daran, daß wir Angst hatten, es könnte jemand weitererzählen, wer auf wen spinnt. Aus diesem Grund erfuhr damals niemand, daß ich mich in die Steffi verknallt hatte. Es war einfach geschehen und ich konnte nichts dagegen machen. Sie gefiel mir so gut, daß ich sie am liebsten in den Arm genommen hätte. Allerdings wußte ich natürlich auch, wie sie reagiert hätte, und ließ von diesem Vorhaben besser die Finger. Statt dessen berief ich mich auf eine Methode die mir zu diesem Zeitpunkt als die bessere erschien. Ich versucht möglichst oft in ihrer Nähe zu sein, fragte sie nach der Uhrzeit und lieh mir von ihr diverse Geldbeträge für den Hausmeister. Das mit dem nach der Uhrzeit fragen war kein Problem, da sie mit ihrer Freundin Anke genau hinter mir saß. Ich kam oft mit ihnen ins Gespräch da ich einen Banknachbarn hatte, der nicht sehr gesprächig war. Das mit dem ausleihen von Geld war so eine Sache wenn ich nicht wußte, wie ich mit ihr ins Gespräch kommen sollte. Also lieh ich mir von ihr einfach Geld. Der Witz daran war, daß ich von Zuhause immer genügend Geld mit in die Schule bekam. Ich lieh mir also Geld das ich gar nicht benötigte. Diese Methode schien mir damals die einzig richtige zu sein. Den Erfolg, wie könnte es anders sein, brachte sie allerdings nicht. Die Zeit verging und ich war in der Schule wie bis zum heutigen Tag ein "Einserschüler". Man sollte diesen Einserschüler nur unter folgendem Gesichtspunkt betrachten: "Die 4 ist die 1 des kleinen Mannes." Tja, damals, als kleiner Mann, hätte ich schon verstehen sollen, daß man als rundlichgebauter Einserschüler bei den Damen nicht gerade die größten Aussichten hat. Nicht das schlanke Streber bei den Mädchen gefragter gewesen wären. Nein, im Gegenteil. Gefragt waren Typen wie der Michi oder der Thomas. Dieser Thomas kam auch aus meiner Grundschulklasse, und er hatte damals dieses gewisse etwas, auf das Damen mit 10 oder 11 Jahren standen. Ich weiß nicht was an diesen Zweien anders war. Es kann nicht nur an den Noten gelegen haben. Thomas war ein Zweierschüler und Michi ein unterer Durchschnitt. Fest steht nur, das diese zwei mehr gefragt waren als ich je war, und je sein werde. Damals ließ ich mich jedenfalls nicht entmutigen und versuchte es immer wieder bis eines Tages, na ihr wißt ja, die Sommerferien kamen.
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