Kapitel IV: Mein Freund Florian
Über meinen Freund Florian kann ich überhaupt fast nur gutes berichten, obwohl ich seit der Zeit unseres Streits nicht mehr mit ihm geredet habe. Ich finde, Streit ist eine wunderbare Sache. Man rennt aneinander vorbei, kennt den Anderen nicht mehr und gibt Jedem die Schuld an diesem Streit nur sich nicht. Wie es zu diesem Streit kam werde ich euch später in einem völlig anderem Zusammenhang erzählen. Als ich den Flo damals kennen lernte verarschte er mal wieder seine Schwester, was er übrigens heute noch tut. Ich fragte dann Gerhard wer dieser Typ da sei, und er gab mir zur Antwort: "Des is da Bruada von da Steffi". "Ach so", sagte ich und dachte nicht weiter über diesen spinnerten Vogel nach. Mit der Zeit lernte ich ihn besser kennen und fand ihn dann doch irgendwie ganz nett. Da ich noch immer auf seine Schwester stand, überlegte ich mir, ob ich vielleicht über ihn an sie ran kam. Dies war allerdings ein gewaltiger Irrtum. Ob nun Steffi hin oder her, zwischen uns entwickelte sich eine sehr gute Freundschaft die ich nur sehr ungern aufgegeben habe. Was ich mit ihm alles durch gemacht habe ist schon nicht mehr feierlich. Wir verlebten zum Beispiel gemeinsame Singleabende, schwänzten im Sommer die Schule oder gingen gemeinsam zum tanzen um irgend ein Mädchen aufzureißen. Leider rissen wir uns dabei die Finger wund. Wenn ich etwas hasse, dann ist es Streit mit guten Freunden. Auf diese Art und Weise habe ich schon einmal einen Freund verloren. Er hieß Marco und er 12 Tage jünger als ich. Er war einmal mein bester Freund. Wir waren zusammen im gleichen Kindergarten, in der gleichen Klasse und später auch auf dem gleichen Gymnasium. Bis heute rätsele ich, warum so eine gute Freundschaft auseinander gehen konnte. Wir sind mittlerweile so weit, daß wir uns nicht einmal mehr grüßen, wenn wir uns sehen. Eigentlich schade, aber was will man machen. Mit dem Florian richtig gut verstanden habe ich mich erst ab Ende der 9. Klasse. Vielleicht hängt es damit zusammen, daß ich erst ab diesem Zeitpunkt die Hoffnung bei seiner Schwester aufgab. Was uns damals sicher einander näher gebracht hat war unser gemeinsames Hobby, nämlich der Computer. Von ihm bekam ich meine ersten Raubkopien und Tips. Ihr wißt ja wie es ist, wenn man die Kiste das erste mal einschaltet und keine Ahnung von diesem Ding hat. Es war schon eine lustige Zeit damals. Ich erinnere mich noch genau an einen Samstagnachmittag an dem ich völlig verzweifelt beim Flo anrief, weil absolut nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr funktionierte. Ich hatte damals meine Autoexec.bat und meine Config.sys in ein anderes Verzeichnis verlegt und schon war es geschehen. Hätte er mir damals nicht geholfen, und mein Vater hätte es gemerkt, wäre ich wahrscheinlich schon längst tot. Mir fällt fast keine "wirklich" negative Charaktereigenschaft von ihm auf. Eine seiner Sonnenseiten ist, daß er leider keine Kritik an sich oder seinem handeln verträgt. Er macht angeblich nie einen Fehler, auch wenn das nicht alle so sehen. Wiso sollte Gott auch einen Fehler begehen?
Was wäre denn so schlimm, wenn er sagen würde: "OK, ich habe einen Fehler gemacht.". Genaugenommen gar nichts, finde ich. Damit muß man aber leben, schade ist es trotzdem. Ich kann nur jedem raten, daß er sehr vorsichtig sein sollte, wenn er ihn kritisiert. Hier empfiehlt es sich, Samthandschuhe anzuziehen und sehr behutsam sein Anliegen vorzubringen, da er sonst explodiert und so schnell kein Wort mehr mit einem redet, denn er ist ja unfehlbar. Manche Menschen können sich ändern, die Anderen können es nicht. Nun, er konnte es auch nicht. Mittlerweile bin ich froh nicht mehr mit ihm zusammen zu sein. Doch nun zu etwas völlig anderem...
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